Kleine Sensationen - der Alltag auf der Leinwand

Die erste Filmkamera, das Kinetoskop, die Geburtsstunde des Kinos

Die ersten Filmkameras und Abspielgeräte

Die erste Filmkamera, die bewegte Bilder aufnehmen konnte, entwickelte Thomas Alva Edison im Jahre 1891: den so genannten Kinetographen. In der Kamera wurden Filme aus Zelluloid mit bis zu 46 Bildern pro Sekunde an einem Objektiv vorbeigeleitet und währenddessen belichtet. So konnten erstmals kleinere Handlungsabläufe bis zu einer Länge von etwa dreißig Sekunden aufgezeichnet werden. Zwei Jahre später stellte er das Kinetoskop, ein Betrachtungsgerät für bewegte Bilder vor. Durch ein Guckloch konnte jeweils ein Zuschauer den Film betrachten, der in einer Endlosschleife abgespielt wurde.

Die Geburt des Kinos

Sowohl in Europa als auch in den USA wurde mit Techniken der Filmvorführung experimentiert. Ausgehend von Edisons Kinetoskop kombinierten Auguste und Louis Lumière ein Aufnahme- mit einem Vorführgerät und projizierten die Filme auf eine Leinwand, so dass sie von einer Vielzahl von Menschen gleichzeitig angesehen werden konnten.

Als eigentliche Geburtsstunde des Kinos wird von vielen der 28. Dezember 1895 gesehen, an dem die Brüder Lumière mit ihrem Kinematographen eine erste öffentliche Filmvorführung veranstalteten. Sie zeigten in einer Gesamtdauer von etwa 20 Minuten zehn Kurzfilme. Obwohl die Filme ohne Schnitte, also in einer einzigen Einstellung gedreht wurden, wurde versucht, eine gewisse Dramaturgie einzubauen. Auch waren viele Filme nicht stumm, sondern wurden durch Filmvorführer oder Kinoerklärer kommentiert, durch unterschiedlichste Geräusche untermalt oder auch durch Musik begleitet. Zudem waren einige Filme bereits koloriert. Das heißt, dass schon vor der Jahrhundertwende viele Mittel zur Gestaltung des Filmmaterials vorhanden waren, obwohl der Durchbruch des Tonfilms erst 1927 und der des Farbfilms erst 1935 stattfand.

Sensationscharakter des neuen Mediums

Im Mittelpunkt der Filmhandlung stand zu dieser Zeit allerdings noch die Abbildung der Realität. Sie zeigten alltägliche Lebensvorgänge, wie etwa Fabrikarbeiter, einen Zug, der im Bahnhof einfährt oder Menschen, die Karten spielen. Das Publikum war begeistert, erstmals Szenen aus dem Alltag auf der Leinwand beobachten zu können.

Der Sensationscharakter der Filme, die Szenen aus dem alltäglichen Leben zeigten, verblasste jedoch sehr schnell. Die anfängliche Faszination an der neuen Technik ist zur Normalität geworden und das Interesse der großstädtischen Bildungsbürger ging stark zurück. Es mussten neue Wege gefunden werden, um das Publikum bei Laune zu halten. So wurde immer mehr an neuen Kameratechniken und Erzählformen gebastelt, bis sich später langsam die unterschiedlichsten Genres entwickelten… .

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. Februar 2009