Mädchen und Rechtsextremismus

Archiv-Artikel aus dem Jahr 2001

Und es ist auch gut, dass das passiert. Auffallend dabei ist, dass über eine Sache eigentlich nie gesprochen wird: über *Mädchen* und Rechtsextremismus. Und zwar nicht als *Opfer*, sondern als *Täterinnen*.
Rechtsradikalismus, Rassismus, Antisemitismus – viele Menschen erleben täglich, was es heißt, ausgegrenzt und (körperlich) bedroht zu sein. Die Zahl der *registierten, rechtsextremen, fremdenfeindlichen Straftaten* (dazu gehören neben den Gewaltdelikten z.B. auch Nötigung, Raub/Erpressung, Sachbeschädigung, Volksverhetzung u.a.) hat im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 60 % zugenommen! Waren es 1999 noch 9500 Fälle, sind es im Jahr 2000 bereits 15 951 registrierte rechte Straftaten.
Auch die Zahl der Opfer *rechter Gewalttaten* (Mord, Totschlag, Brand-/Sprengstoffdelikte, Landfriedensbruch, Körperverletzung) ist in Deutschland leider sehr hoch: im Jahr 1998 gab es laut Verfassungsschutzbericht 708 rechtsextremistische motivierte Gewalttaten, davon 16 versuchte Tötungsdelikte. Und im Jahr 2000 waren es schon 998 Gewaltdelikte. Insgesamt ist die Zahl der gewalttätigen oder gewaltbereiten Menschen mit rechtsextremer Gesinnung in der Bundesrepublik von 9000 im Jahr 1999 auf 9700 im Jahr 2000 gestiegen, wobei hier „nur“ diejenigen gezählt werden, die polizeilich erfasst sind.

Rechte Aktivitäten und rechtsextreme Einstellungen - reine Männersache?

Bis vor nicht allzu langer Zeit wurde Rechtsextremismus als ein rein männliches Problem betrachtet. Ist es gerechtfertigt, in erster Linie von rechtsextremen Jungen/Männern zu sprechen?
Sieht man sich die sogenannten rechten Aktivitäten an, dann schon: Die rechte Wählerschaft besteht zu 2/3 aus Männern und zu 1/3 aus Frauen. Auch bei rechtsextremen Organisationen ist der Frauenanteil niedriger. Und an gewalttätigen Aktionen beteiligten sich im Jahr 1993 laut Verfassungsschutz 3,7 % Frauen, wobei die Zahl steigt (im Jahr 2000: 5 %). In jüngster Zeit werden immer mehr junge Frauen in rechten Gruppierungen aktiv.

Gender Killer

Renate Bitzan und Beate Hans zeigen anhand von verschiedenen Studien, dass rechtsextreme Mädchen/Frauen insgesamt zwar unauffälliger sind, den Jungs/Männern in ihren rechtsextremen Einstellungen aber in nichts nachstehen. Es gibt rechtslastige Aussagen, die eher von Männern als von Frauen geteilt werden, aber es gibt auch umgekehrt rechtslastige Aussagen, die mehr von Frauen als von Männern bejaht werden.

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Autorin / Autor: Claudia Honecker - Stand: 24. September 2001