Mehr Rechte für Fatimas Töchter

Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist oftmals ein Fremdwort in arabischen Ländern. Auf dem Arabischen Frauengipfel in Jordanien forderten die Teilnehmerinnen ein Umdenken

Politik und Wirtschaft - in diesen Bereichen sind Frauen in den meisten Ländern der Welt nur sehr spärlich vertreten. Die Chef- und Regierungssessel sind von Berlin bis Peking, von Washington bis Kapstadt hauptsächlich von Männern besetzt.
Dennoch existieren Unterschiede zwischen den Ländern und Regionen. Während Frauen in Europa zumindest theoretisch alle Chancen offenstehen, kämpfen die Bürgerinnen anderswo um elementare Grundsätze, wie das Recht auf Ausbildung oder das Wahlrecht.
So durften in dem arabischen Zwergstaat Bahrain vergangenen Monat erstmals Frauen zur Wahlurne schreiten. Und nicht nur das. Sie hatten sogar das passive Wahlrecht, das heißt, sie durften gewählt werden. Prompt standen zwei Frauen auf den Wahllisten, die jedoch beide - wenn auch knapp - unterlagen. Also wurde wieder nichts aus der Frauenpower im Parlament. Zumindest nicht bei diesen Wahlen. In anderen arabischen Ländern sind zwar einige wenige Frauen politisch aktiv, von Gleichberechtigung kann jedoch keine Rede sein.

Der arabische Frauengipfel

Warum sind die Parlamente und die Firmen in den arabischen Ländern so oft ausschließlich in männlicher Hand? Diese Frage stellten sich auch die so genannten First Ladies, die Ehefrauen der arabischen Staatschefs. Und sie haben beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen. Königin Rania von Jordanien trommelte ihre Sinnesgenossinnen Anfang November zu einem Frauen-Gipfeltreffen in der jordanischen Hauptstadt Amman zusammen.
Fünf Präsidenten- und Königsgattinnen folgten ihrem Ruf, gemeinsam mit offiziellen Delegationen aus 18 arabischen Staaten.

Es gibt viel zu tun

Nach wie vor haben Frauen in vielen arabischen Staaten nicht die gleichen Rechte wie Männer. Ob diese Ungleichheit nun in der Religion oder in der Tradition wurzelt, sei dahin gestellt. Königin Rania erklärte jedenfalls: "Unsere Religion garantiert die Gleichheit der Geschlechter, es liegt also an uns, die Zügel mit zu ergreifen." Dass der Weg zur Gleichberechtigung wohl eher ein Langstrecken-Marathon wird, verdeutlicht der gerade veröffentlichte UNDP-Bericht über den Entwicklungsstand der arabischen Länder. In keinem anderen Land der Welt sind Frauen in Politik und Wirtschaft so wenig vertreten, wie in den arabischen Staaten. Rund die Hälfte der Araberinnen kann weder lesen noch schreiben. Gesetze verweigern ihnen die Gleichstellung.
Das gilt auch für fortschrittlichere Länder. So werden beispielsweise in Königin Ranias Heimat Jordanien immer noch Jahr für Jahr Frauen von ihren Vätern, Brüdern oder Onkeln umgebracht, weil sie angeblich die Familienehre verletzt haben. Ein Gesetz, das den Männern nach einer solchen Tat Straffreiheit zusichert, wurde erst kürzlich ein wenig verschärft.

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Autorin / Autor: Tina Wilgo - Stand: 7. November 2002