Der tropische Regenwald - Teil 2

Leben und Überleben im Regenwald

Der harte Kampf ums Licht

Alle Pflanzen und Bäume des tropischen Regenwaldes haben unterschiedliche Bedürfnisse an ihren Lebensraum: Der eine Baum braucht viel Sonnenlicht, der andere weniger, Farne mögen Bodennähe und so weiter. Aus dem Grund wachsen die Pflanzen unterschiedlich hoch - je nach ihrem persönlichen Bedarf sozusagen. Der härteste Wettkampf ist dabei immer der um´s Licht. Die meisten Bäume möchten besonders viel Sonne abbekommen und versuchen deshalb so hoch wie möglich zu wachsen. Aber der Platz im Baumkronendach ist begrenzt. So bleiben bei dem Wettkampf einige Pflanzen "auf der Strecke" und müssen sich an ein Leben mit weniger Sonnenlicht in den niedrigeren Stockwerken gewöhnen. Die Natur ist aber nicht dumm: Damit diese Bäume und Pflanzen trotzdem noch genügend Licht aufnehmen können, haben sie im Laufe der Zeit besonders große Blätter entwickelt. Einen anderen Trick haben sich die zahlreichen Aufsitzerpflanzen - so genannte Epiphyten (z.B. Orchideen) - einfallen lassen. Um wenigstens ein bißchen Sonnenlicht zu ergattern, wachsen sie auf Ästen und Stämmen der Bäume. Ansonsten hätten sie nicht genügend Licht für die Photosynthese, denn nur 1% der Sonnenstrahlen dringen durch das dichte Blätterdach des Regenwalds bis auf den Boden vor.

Menschliche und tierische Bewohner des Regenwalds

Die menschlichen Bewohner des tropischen Regenwalds sind eingeborene (indigene) Naturvölker. Sie haben noch die Fähigkeit und das Wissen mit der Natur im Einklang zu leben. Die Ureinwohner achten das sensible Ökosystem des Regenwalds und wissen, wie empfindlich es auf äußere Eingriffe reagiert. Feste Siedlungen kennen die Regenwaldbewohner nicht, denn sie sind nicht sesshaft, sondern ziehen alle paar Jahre weiter.
Der Regenwald ist aber auch Lebensraum zahlreicher Tiere. Viele davon wurden bis heute noch von keiner Menschenseele gesehen. Vor allem vor Insekten wimmelt es hier nur so - auf einem Hektar Regenwald sind vermutlich bis zu 20.000 Insektenarten zu finden. Sie tummeln sich bevorzugt in Baumkronen. Wissenschaftler entdeckten einmal über 600 Käferarten in einer einzigen Baumkrone. 150 Arten davon waren sogar nur auf diesen einen Baum spezialisiert, das bedeutet sie konnten nur auf diesem Baum leben. Die Pflanzenfresser sind wiederum Nahrung der Raubtiere. Dafür nehmen sie sogar den beschwerlichen Weg bis in die oberen Stockwerke des Regenwalds auf sich. Die Akrobaten der Baumkronen sind natürlich die Affen.

Ackerbau im Regenwald

Für die BewohnerInnen ist die einzige Möglichkeit zur Nahrungsgewinnung der Ackerbau. Dazu verwenden sie die in den Tropen traditionelle und schon 2000 Jahre alte Anbaumethode des shifting cultivation (Brandrodungswanderfeldbau). Um Platz für einen Acker zu schaffen, muss als erstes eine kleine Fläche Regenwald gerodet und abgebrannt werden. Die dabei entstehende nährstoffreiche Asche ist der Dünger für die normalerweise nährstoffarmen Felder. Allerdings ist schon ein Jahr später der Boden vom vielen Regen wieder so ausgewaschen, dass die Erträge zurückgehen. Allerhöchstens vier Jahre können die Felder deshalb nur bewirtschaftet werden. Danach folgt für den ausgelaugten Boden eine lange Phase der Erholung, die bis zu 16 Jahren dauern kann. In der Zeit wächst ein kleiner Regenwald mit einer geringeren Artenvielfalt nach. Der neue Wald hält durch seine Wurzeln die Nährstoffe im Boden, der sich dadurch wieder langsam erholen kann. So lange müssen die Menschen aber auf ein anderes Feld ausweichen. Immer mehr Regenwald wird dadurch gerodet und die Ruhepausen für die Felder werden kürzer. Trotzallem gehen die Ureinwohner noch relativ schonend mit ihrer Umwelt um, im Vergleich zum Rest der Menschheit...

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Autorin / Autor: Ute Schlotterbeck - Stand: 12. Februar 2003