Die Erde hat sich schnell genug gedreht

Dieses Jahr fällt die Schaltsekunde weg

Eigentlich wäre es mal wieder an der Zeit gewesen, am Ende des Jahres 2010 eine Schaltsekunde in die Zeitrechnung einzufügen, das letzte Mal passierte dies nämlich zum Jahreswechsel 2008/2009, als die letzte Minute des Jahres 2008  61 statt 60 Sekunden hatte. In den letzten Jahren wurde im Schnitt alle zwei Jahre eine Schaltsekunde fällig, die der Uhrzeit ähnlich wie die Schalttage dem Kalender hinzugefügt wird. Grund dafür war, dass die „Erd-Uhr“ gegenüber unseren Atomuhren immer mehr „nachgeht“ – seit der Einführung der Atomzeit vor etwa 50 Jahren um mehr als eine halbe Minute. Doch in diesem Jahr fällt die Schaltsekunde aus. Natürliche Prozesse ließen die Erde wieder etwas schneller werden, daher werden Schaltsekunden im Moment seltener benötigt. Langfristig wird die Erde jedoch zwangsläufig wieder langsamer werden, so dass dann wieder häufiger Schaltsekunden eingefügt werden müssen.

Atomuhren müssen der Umdrehung der Erde angepasst werden

Vor einhundert Jahren war die Erde noch die genaueste Uhr der Welt, und alle Uhren wurden nach ihrer Umdrehung gestellt, erklären die Fachleute des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie. Die Länge eines Tages von 24 Stunden schwankt nur um wenige tausendstel Sekunden – das konnte man mit mechanischen Uhren nicht nachweisen. Erst seit der Erfindung der Quarzuhren und später der Atomuhren seien diese kleinen Änderungen messbar. Heute stellen wir unsere Uhren nach Zeitsignalen, die von Atomuhren kommen. Allerdings leben wir nicht genau nach Atomzeit, sondern passen unsere Uhren in unregelmäßigen Abständen der Umdrehung der Erde an, damit die Uhrzeit auch weiterhin ungefähr dem Sonnenstand entspricht. Wegen der Reibung von Ebbe und Flut wird die Erde immer langsamer, so dass die „Erd-Uhr“ gegenüber den Atomuhren immer mehr „nachgeht“.

Drehung der Erde kann nicht genau vorhergesagt werden

Die Änderungen der Drehung der Erde können wie das Wetter nicht genau vorhergesagt werden, sondern müssen ständig beobachtet werden. Außer für die Uhrzeit ist ihre Kenntnis wichtig für die Satelliten-Navigation. Kein „Navi“ im Auto könnte den Standort genau anzeigen, wenn ihm nicht die Stellung der Erde im Weltraum mitgeteilt würde. Keine Raumsonde würde einen anderen Planeten erreichen, wenn beim Start nicht die aktuelle Position der Erde bekannt wäre. Zuständig für diese Messungen ist der Internationale Erdrotationsdienst (IERS). Ähnlich den Wettervorhersagen leitet er aus den Erdbeobachtungen kurzfristige Vorhersagen der Stellung der Erde ab. Am IERS ist das Bundesamt für Kartographie Geodäsie mit Beobachtungen, Berechnungen und seit dem Jahr 2001 auch dem Zentralbüro beteiligt, das die Arbeit koordiniert.

Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie ist eine Behörde des
Bundesministeriums des Innern. Es stellt ein einheitliches räumliches Bezugssystem (Koordinatensystem) für das gesamte Bundesgebiet sowie vielfältige Geobasisdaten für Bundeseinrichtungen, öffentliche Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürger bereit.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 30. Dezember 2010