SoldatIn verzweifelt gesucht

Proteste gegen Bundeswehr-Veranstaltungen in der Schule

Weil die Bundeswehr jährlich 23.000 neue Rekruten benötigt, hat sie in den letzten Jahren verstärkt Werbung gemacht. Besonders an Schulen versuchen Soldaten Nachwuchs zu werben. Die Aussicht auf gute Gehälter, einen kostenlosen Studienplatz oder einen festen Job locken viele Jugendliche an. Dabei wird selten über die Angst vor Einsätzen in Krisengebieten wie Afghanistan geredet. Viele Eltern machen nun in Städten und Gemeinden gegen die Bundeswehr-Werbeoffensive mobil. Auch terre des hommes und andere Organisationen wie die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) fordern den Stopp jeder Art von militärischer Werbung und Rekrutierung bei Minderjährigen. Sie fordern die Kultusministerien der Länder auf, ihre Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr aufzulösen.

Schon 11-Jährige werden beworben

Inzwischen haben laut terre des hommes (TDH) acht Bundesländer Vereinbarungen mit der Bundeswehr, die vorsehen, dass Wehrdienstberater und Jugendoffiziere einen leichteren Zugang zu Schulen erhalten. Die Bundeswehr habe 2009 allein durch Werbeveranstaltungen 700.000 Jugendliche, darunter Schülerinnen und Schüler von elf Jahren erreicht, heißt es in der Pressemitteilung von TDH. »Diese Praxis verletzt die Prinzipien der Kinderrechtskonvention und die besonderen Schutzpflichten des Staates gegenüber Kindern«, so Danuta Sacher, Geschäftsführerin von terre des hommes. »Wie uns Schüler, Lehrer und Bundeswehr-Offiziere selbst bestätigt haben, informieren die Soldaten in der Regel sehr einseitig und sprechen beispielsweise die Gefahren von Auslandseinsätzen kaum an. Das ist unverantwortlich gegenüber Minderjährigen, die von derselben Institution aufgefordert werden, sich freiwillig zu melden. Schulbesuche sind höchstens vertretbar, wenn gleichzeitig mit Soldaten auch Experten für Friedenserziehung und Kinderrechte eingeladen werden.«

Anwerbung erst nach Erreichen der Volljährigkeit

»In Artikel 6 der Kinderrechtskonvention ist festgelegt«, erläutert Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe, »dass die Vertragsstaaten in größtmöglichem Umfang das Überleben und die Entwicklung aller Kinder unter 18 Jahren gewährleisten. Dies ist in militärischen Einrichtungen und speziell bei Einsätzen in Krisengebieten nicht der Fall.« Ein Verstoß gegen die Schutzpflichten in der Konvention liege folglich vor, wenn Rekruten noch als Unter-18-Jährige angeworben werden. Deshalb sollte die Anwerbung erst nach Erreichen der Volljährigkeit erfolgen.

terre des hommes, Kindernothilfe und weitere Organisationen haben sich vergangene Woche mit einem Brief zu diesem Thema an Verteidigungsminister zu Guttenberg gewandt.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 13. Januar 2010