Selbstmordgedanken

Es gibt Situationen, die dir echt aussichtslos erscheinen und du wärest am liebsten tot. Es gibt aber immer eine Möglichkeit, aus diesem Loch wieder herauszukommen...

Wenn man sich die Forumsbeiträge bei LizzyNet so anschaut, quälen sich einige von euch wohl häufiger mit Selbstmordgedanken herum. Schätzungsweise zwei Drittel aller Jugendlichen kennen das. Viele Erwachsene zeitweise auch. Du musst dich deswegen also nicht für verrückt halten - und dich selbst dadurch noch weiter schlechtmachen und deprimieren.

The United Republic of LizzyNet says:

Phantasien okay, Handeln nicht.

Und was tust du jetzt? Vor allem - nichts. "Keep away from open windows", wie das mal treffend in einem Roman stand. Lass locker. Sei traurig. Sei gut zu dir. Nimm dir Zeit. Man muss nicht immer funktionieren, auch wenn das LehrerInnen, Eltern, Freund und Clique vielleicht anders sehen. Wenn du gerade schwer deprimiert bist, mach einen Spaziergang / nimm ein Bad / hör Musik, die du magst / leg dich ins Bett, versuche zu schlafen, und am nächsten Morgen sieht die Welt schon vorübergehend etwas besser aus. Abends wird's dann häufig wieder schlimmer, aber wie gesagt - jeder Morgen bringt eine kleine Erleichterung.

Einfach immer weitermachen.

Das wiederholst du Tag für Tag, solange, bis es dir generell wieder besser geht. Man wird Trauer nur los, indem man sie durchlebt. Es gibt leider keinen Weg, solche abgrundtief schwermütigen Lebensphasen wirklich zu verkürzen (außer, du kannst an den Ursachen etwas ändern). Manchmal ändern sich belastende Umstände auch selbst, wie von Zauberhand. In der Zwischenzeit solltest du dir das Leben, wie gesagt, so angenehm wie möglich gestalten. Hab ein bisschen Geduld. Den "Sinn des Lebens" wirst du nur dann finden, wenn du lebst. So im Ganzen gibt es ihn übrigens auch nicht; mal meint man, ihn gefunden zu haben, dann gerät er einem wieder aus den Augen, und man muss sich erneut um ihn bemühen. Manchmal liegt er einfach in einem Griechenland-Urlaub... Mit der Zeit wirst du jedenfalls immer zäher und selbstsicherer.

Nicht vereinsamen.

Ganz wichtig auch: Geh unter Leute. Klar, das ist schwierig, wenn man deprimiert ist, aber es hilft enorm. Wenn du deiner besten Freundin erzählst, dass es dir gerade so dreckig geht, dass du dich am liebsten umbringen würdest, fühlst du dich hinterher schon besser. Versprochen. In LizzyNet-Foren posten wirkt bekanntlich auch ganz gut. :-)

Eltern

Sag deinen Eltern, dass es dir Scheiße geht.

Manchmal sollte man einfach mal versuchen, mit seinen Eltern ganz offen über das Ausmaß seiner Verzweiflung zu reden: dass du gerade nicht mehr weiter weißt. Dann erschrecken sie sich vielleicht und versuchen, dich nach Kräften zu trösten und besser für dich da zu sein. Vielleicht wiegeln sie dich aber auch ab, aus Hilflosigkeit oder fehlender Sensibilität, und antworten: "Sag doch nicht sowas! Tu mir das nicht an! Reiß dich zusammen!" Das macht einen dann womöglich noch unglücklicher. Was vielleicht hilft: Versuch deinen Eltern zu sagen, was du von ihnen erwartest (Trost, Rat, mehr Lob, mehr gemeinsame Zeit / mehr in Ruhe gelassen zu werden, eine andere Schule etc.). Dann können sie auch besser auf dich eingehen und fühlen sich von deiner Verzweiflung nicht so unter Druck gesetzt.

Wenn das nicht geht - Plan B

Deine Eltern hören dir weder zu noch ändern sie ihr Verhalten. Das heißt nicht, dass sie schlechte Menschen sind; vielleicht stehen sie auch selbst wahnsinnig unter Druck. Tatsache bleibt aber, dass sie dir nicht zuhören. Es gibt familiäre Situationen, die echt aussichtslos erscheinen. Ganz schlimm ist es, wenn du zu Hause regelmäßig höhnisch angeschrien, klein gemacht, beleidigt, geschlagen, angegrabscht oder sexuell genötigt wirst. Dann solltest du sofort raus aus deiner Familie, so schnell wie möglich. Das muss sich niemand gefallen lassen, und das Gesetz steht auf deiner Seite. Du kannst zum Beispiel vorübergehend Unterschlupf in einer betreuten Wohngruppe finden. Und bis zu deinem 18. Lebensjahr ist es dann auch nicht mehr so lange hin. Übrigens: Die beste Rache ist, wenn es einem selbst wieder gut geht. Das gilt auch für miese Ex-Freunde.

Hilfe von außen

Dir steht Hilfe von außen zu, wenn du Selbstmordgedanken hast. Nutze sie. Man wird dir zuhören. Wenn du zum Beispiel gar nicht mehr, aber so überhaupt nicht mehr aus einer Depression auftauchst, solltest du dich z.B. an eine Lehrerin (einen Lehrer) wenden, der du vertraust. Die kann dir dann dabei helfen, eine geeignete Beratungsstelle für dich zu finden, wo du erst mal gute, professionelle Hilfe bekommst. Auch die Web-BeraterInnen der Telefonseelsorge helfen dir zuverlässig weiter. Denk immer dran: Wenn du dir Hilfe suchst, bist du nicht blöd und schwach, sondern zeigst, dass du für dich sorgen kannst. SelbstmörderInnen konnten nicht für sich sorgen. Sei hartnäckig. Wenn dir ein Berater doof kommt, such dir den nächsten, bis du dich wirklich verstanden fühlst. Gib nicht auf. Irgendwann hast du wieder Boden unter den Füßen.

Wenn dir eine Freundin sagt, dass sie sich umbringen möchte

  • Nimm sie ernst. Es gibt zwar Sprüche wie "Wer von Selbstmord spricht, tut es nicht", aber die meisten Selbstmordversuche wurden erfahrungsgemäß angekündigt.
  • Selbstmordversuche sind genauso schlimm wie vollzogene Selbstmorde. Nimm sie ernst. Wenn jemand aus eurer Clique lästert: "Ach, die schafft das doch sowieso nicht...", ist er einfach super fies, sonst nichts.
  • Manche kündigen einen Selbstmordversuch nicht mit Worten an, sondern mit anderen Zeichen: Schwänzen, Unkonzentriertheit, ständige Beschäftigung mit dem Tod, Abbruch von Freundschaften, Rückzug, äußere Vernachlässigung oder Verschenken von Lieblingssachen. Hör auf dein Gefühl, wenn bei dir die Alarmglocken schrillen.
  • Wenn du deine Freundin darauf ansprichst, dass du Angst hast, sie könnte sich umbringen - bringst du sie dann erst recht auf die Idee? Nein. Vermutlich ist sie erleichtert, dass überhaupt jemand merkt, wie schlecht es ihr geht.
  • Hör ihr einfach zu. Spiel ihr nichts vor. Aufheitern um jeden Preis verboten. Setze sie nicht unter Druck.
  • Sei besorgt, aber zieh dir nicht die gesamte Verantwortung an. Übernimm und überschätze dich nicht. Ob deine Freundin nun einen Selbstmordversuch unternimmt oder nicht, liegt letztlich nicht an dir. Das hast du nicht in der Hand.
  • Wenn deine Panik, dass sie sich etwas antut, nicht aufhört oder immer stärker wird, hol dir Hilfe von außen (siehe oben).

Hier findet ihr Hilfe im Netz

Autorin / Autor: Stephanie Sellier - Stand: 9. August 2001