Was sollen wir essen...???
Bei den täglichen Horrormeldungen über Dinge im Essen, die eigentlich nicht darein gehören, kann einer schon der Appetit vergehen...
BSE-Risikomaterial in Brühwürstchen, Hormone und Antibiotika im Schweine-fleisch, Dioxine in Eiern, Salmonellen im Putenschnitzel. Schwermetalle im Fisch, Nitrat im Salat, genmanipuliertes Soja in Nussnougatcremes, gefährliche Schimmelpilze in Nüssen und Pistazien.
Nicht einmal die Getränke bleiben verschont: Arsen und Radium im Mineralwasser! Die Horrormeldungen nehmen kein Ende. Kann man überhaupt noch irgendwas essen und trinken, ohne krank zu werden?
Panik ist sicher nicht angebracht. Trotz aller Horrormeldungen über vergiftete, verunreinigte und ungesunde Lebensmittel steigt die Lebenserwartung in den Industrieländern immer weiter an. Aber schließlich geht es nicht immer nur darum, ob man sofort tot umfällt oder nicht, sondern auch darum, mit gutem Gewissen und Lust zu genießen. Wenn Würstchen in erster Linie aus Fleischabfällen und Fett bestehen und genmanipuliertes Gemüse, das nie die Sonne gesehen hat, radioaktiv bestrahlt wird, um es haltbar zu machen, kann einem schon der Bissen im Halse stecken bleiben.
Öko statt Industriefood?
Landwirtschaftsministerin Renate Künast hat die Agrarwende eingeläutet, mal sehen, ob diese nun auch (Bio-)Früchte trägt. Aber wenn die großen Bauernverbände sich die ekligen Praktiken nicht verbieten lassen wollen, kann man als Verbraucherin zum Glück ja selbst entscheiden, was auf den Teller kommt. Produkte aus ökologischen Anbau sind da eine echte Alternative. Hier ist die Verfütterung von Tiermehl verboten, ebenso der Einsatz von Antibiotika und Wachstumshormonen. Die Tiere dürfen nur mit ökologischem Futter versorgt werden. Und im Anbau sind Insektizide und Kunstdünger verboten. Hier wächst Obst und Gemüse noch so, wie man sich das vorstellt. Dank strenger Kontrollen kann man sicher sein: Wo Bio oder Öko drauf steht, ist auch Bio drin. Zumindest, wenn eine Öko-Kontrollstelle (z.B. 01-DE-Öko-Kontrollstelle) angegeben ist. Dass der Trend in Richtung Ökoprodukte geht, zeigt die Tatsache, dass in vielen Städten Ökosupermärkte wie Pilze aus dem Boden schießen. Die "normalen" Supermärkte ziehen mit, nicht mal Aldi will den Trend verpassen. Und selbst Mac Donalds bietet demnächst Biofleisch an.
Wir essen uns gesund?????
Im Gegensatz zu den Horrormeldungen aus der Landwirtschaft macht uns die Werbung vor, dass unsere Ernährung immer gesünder und besser wird. Die Pausensnacks für "den kleinen Hunger zwischendurch" werden - kaum ist ein halber Teelöffel Vollkormmehl drin - als wertvolle Cerealien (="Getreide und Feldfrüchte") gehandelt. Auch dann, wenn sie in erster Linie aus Zucker und Fett bestehen und eher Kalorienbömbchen heißen müssten. Joghurt ist neuerdings probiotisch oder wird zur geheimnisvollen LC-1 Kultur, einem Wundertrank, der nicht nur gesund, sondern auch noch schlank machen soll (aufgrund seines hohen Zuckergehalts für Neurodermitiker übrigens nicht zu empfehlen). Schokolade und süßer Obstquark sind - so wird vorgegaukelt - so leicht, dass man abhebt. Und kaum ein Getränk, das nicht irgendwie isotonisch daherkommt oder mit so vielen Vitaminen angereichert ist, dass man den Tagesbedarf schon mit einem Glas überschreitet. In der Lebensmittelbranche nennt man das functional food.
Autorin / Autor: Sabine Melchior - Stand: 4. September 2001, aktualisiert 2005