Capoeira - Kampfsport und Tanz aus Brasilien

Ein bisschen Theorie und ein paar Worte zur Geschichte

*Die Roda*
Die Capoeristas sieht man meistens in einem Kreis stehen, in dem zwei von ihnen in akrobatischen, grazilen und trickreichen Bewegungen miteinander spielen. Den Kopf der sogenannten "Roda" (von Rad) bilden die Musiker mit ihren Instrumenten. Das wichtigste und erste Instrument war und ist die Atabaque. Diese große Trommel stammt noch aus Afrika und gab schon zu den Anfangszeiten der Capoeira den grundlegenden Rhytmus an. Später kam das Berimbao dazu, ein mit einer Metallsaite bespannter Bogen mit einer Kalebasse (kleiner Kürbis) als Klangkörper. Mit einem kleinen Holzstock und einem Stein werden verschiedene metallisch-röhrende Töne in unterschiedlichen Höhen erzeugt. Heute ist dieses Instrument das bekannteste und auch typischste für die Capoeira. Daneben gibt es noch weitere Instrumente, die für einen abwechslungsreichen Rythmus eingesetzt werden, darunter z.B das Pandeira, besser bekannt als Tambourin.

*Die Anfänge*
Vor ungefähr dreihundert Jahren, während der portugiesischen Kolonisation, wurden aus Angola tausende Afrikaner nach Brasilien verschifft, wo sie auf riesigen Zuckerrohrfeldern als Sklaven eingestzt wurden und erbarmungslos schuften mussten. Die Lebensbedingungen dort waren derart schlecht (Folter etc.), das die Lebenserwartung für die Schwarzen auf den Farmen gerade mal fünf Jahre betrug. Im Ursprungsland der Capoerira, dem brasilianischen Bundesstaat Bahia, flüchteten deshalb viele Sklaven in den Dschungel in die sogenannten "Quilombos". Dort kultivierten Sie die traditionellen angolanischen Tänze und entwickelten nach und nach eine effektive Selbstverteidigungstechnik, um sich gegen die weissen Siedler schützen zu können: Die Capoeira Angola. Da es für Sklaven natürlich verboten war, Kampfsportarten zu praktizieren, tarnten sie die Capoeira als Tanz. Die Capoeiristas wurden viele, viele Jahre lang verfolgt und mussten für den damaligen brasilianischen König sogar in den Krieg ziehen. Selbst danach, als es keinen König mehr gab, hörte die Verfolgung der Capoeiristas jedoch nicht auf. Mitte des 19ten jahrhunderts wurde die Capoeira offiziell unter schwere Strafe gestellt und war bis 1937 verboten. Sie war Ausdruck und Instrument der Rebellion der afrikanischen Sklaven gegen die herrschende, vor Angst bibbernde Oberschicht.

*Capoeira Regional*
Zur Zeit ihrer Verfolgung war Capoeira eine Sache der Gauner, Fuhrleute, Lagerarbeiter und Stauer. Einer von ihnen war Mestre Bimba, der Begründer der Lehrmethode für Capoeira und ein herausragender Angoleiro. Irgendwann begann sich die Capoeira Angola zurückzuentwickeln. Sie wurde nur noch von Pseudocapoeristas für Vorführungen auf Plätzen genutzt, um ihre täglichen Brötchen zu verdienen. Als Kampfsport, fand Bimba, ließ die Capoeira Angola außerdem einiges zu wünschen übrig, denn sie bestand nur aus einer sehr begrenzten Anzahl an Tritten. Also hat Bimba es sich zur Aufgabe gemacht, aus der Capoeira Angola unter dem Einfluss anderer Kampfsportarten eine Abwandlung zu entwickeln, die Capoeira Regional. Dadurch gingen traditionelle Aspekte spielerischer, spiritueller und musischer (künstlerischer) Natur zwar verloren, jedoch wurde die Capoeira sportlich strukturiert: Bimba kreierte Trainingssequenzen und Capoeiraregeln. 1936, vier Jahre nach der Gründung seiner Akademia, erreichte Bimba die Anerkennung seiner Schule und die Eintragung in das Amt für Kultur, Gesundheit und Schulwesen. Später, 1972 wurde die Capoeira offiziell von der Regierung als Sport anerkannt.

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Autorin / Autor: NadjaGoede - Stand: 12. März 2004