Leben in Stille

Zineb Miriam Nouns hat längere Zeit in einem Ashram verbracht. Das ist eine Art buddhistisches Kloster, aber nicht für Mönche oder Nonnen, sondern Laien.

Nach meinem Abitur 1996 wusste ich zwar schon, dass ich gerne Medizin studieren wollte, aber sofort damit anzufangen war mir zu schnell. Ich wollte gerne in ein anderes Land, etwas neues kennenlernen und mich nützlich machen. Von dem Vater eines sehr guten Freundes wusste ich, dass er engen Kontakt mit einem Mann namens Sulak Sivaraksa in Thailand hatte, der auf der Basis buddhistischer Ideen Entwicklungsprojekte organisiert. Er ist Thailänder und Buddhist, wie die meisten Menschen dort, und er ist der Meinung, dass Probleme nur aus der eigenen Kultur heraus gelöst werden können und nicht von Menschen, die ganz andere Vorstellungen und Sitten haben.

*Ich war erst 19...*
Was ich von dem Vater meines Freundes hörte, fand ich sehr interessant und als ich Sulak selber in Deutschland kennen lernte, kam mir die Idee, ich könnte doch ein paar Monate in Thailand verbringen und ihm bei seiner Arbeit helfen, soweit ich das könnte. Ich beriet mich mit dem Vater meines Freundes und schreib einen Brief an Sulak, ob er sich vorstellen könnte, mich sinnvoll einzusetzen. Ich war natürlich etwas unsicher, denn ich war erst 19 Jahre alt, hatte gerade die Schule beendet und keine Ausbildung, die vielleicht dort gebraucht werden würde. Aber Sulak freute sich und hatte viele Ideen, was ich machen könnte.

*Regeln für Ruhe und Klarheit*
Am besten schien uns beiden der Vorschlag, ein paar Monate in einem von ihm gegründeten Ashram in der Nähe von Bangkok zu verbringen. Dieses Ashram war eine Art buddhistisches Kloster, aber nicht für Mönche oder Nonnen, sondern für normale Menschen, also Laien. Die Menschen leben und arbeiten dort für eine gewisse Zeit, manche auch für viele Jahre und führen ein recht zurückgezogenes Leben, meditieren, machen Yoga oder Tai Chi. Es gab dort einen biologischen Gemüsegarten, der bewirtschaftet werden musste und der einen großen Teil des Bedarfes für das Ashram deckte. Das Essen dort war veganisch, also ohne tierische Proteine, man durfte kein Alkohol trinken, nicht rauchen und musste auch auf Sex verzichten. Diese Regeln waren nicht so streng wie in einem Kloster, aber die Menschen, die dorthin kamen, kamen meist aus dem Grund, für einige Zeit ein enthaltsames Leben zu führen und dadurch vielleicht ein wenig Ruhe und Klarheit zu finden.

*Nicht weltfremd*
Außerdem wurden in dem Ashram regelmäßig Seminare zu Umweltpolitik, ethnischen Problemen, religiösen Konflikten, wirtschaftlichen und kulturellen Fragestellungen etc. abgehalten, zu denen Menschen aus aller Welt kamen. Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Ashrams mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Auch sind sie nicht immer buddhistisch, sondern auch andere Religionen wie der Hinduismus können einem Ashram zugrunde liegen. Aber grundsätzlich kann man sie wahrscheinlich am besten als Laienkloster im Süd- und Südostasiatischem Kulturraum bezeichnen.

*Also los!*
Dort konnte ich also hinfahren und in der Küche und im Garten helfen, bei der Organisation der Seminare und der Betreuung der Gäste. Auch Übersetzer für deutsche Gäste, die nicht gut Englisch sprechen, wurden gebraucht. Also gab es ja doch einiges, was ich machen könnte und so entschied ich mich, es zu wagen.

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Autorin / Autor: Zineb Miriam Nouns/ Anne Steinmetz - Stand: 1. Oktober 2004