Knochenmark gibt`s nicht per E-Mail

Die deutsche Knochenmarkspenderdatei - Hilfe bei Leukämieerkrankungen

Bild: Lizzynet

Da leider immer wieder Ketten-E-Mails im Umlauf sind, die zum Knochenmarkspenden aufrufen, habe ich mir überlegt, euch etwas genauer zum Thema Leukämie und Knochenmarkspende informieren. Mein Bruder erkrankte am Anfang des Jahres an einer schweren Unterform von Leukämie, was mich quasi dazu gezwungen hat, mich schon vorher mit dem Thema zu beschäftigen. Denn gerade durch Kettenbriefe und E-Mails wie diese – die stets zum Spenden aufrufen – entsteht ein vollkommen falsches Bild von der Krankheit und der Möglichkeit KnochenmarkspenderIn zu werden.

Leukämie – was ist das?

Ungefähr 600 Kinder und Jugendliche erkranken in Deutschland jährlich an Leukämie. Damit sind Leukämien die häufigste Kinderkrebserkrankung in Deutschland. Bei einer Leukämie erkrankt das Blut, daher spricht man häufig auch von Blutkrebs. Die weißen Blutkörperchen, in der Fachsprache Leukozyten genannt, vermehren sich innerhalb kürzester Zeit – sie entarten. Die weißen Blutkörperchen sind für unsere Infektabwehr zuständig, sie schützen uns also vor Krankheiten. Bei einer Leukämie wird das gesamte Immunsystem außer Kraft gesetzt, dies geschieht aber nicht plötzlich, sondern nach und nach. Daher ist es noch immer schwierig, eine Leukämie festzustellen. Die Symptome sind häufig Blutarmut, Blässe, Blutungen (Nasenbluten) und eine Funktionsminderung einzelner Organe. Im Prinzip also Symptome die auch bei anderen Krankheiten, wie z.B. einer Grippe auftreten können. Wichtig ist außerdem, dass Leukämie ein Sammelbegriff für viele unterschiedliche Leukämieerkrankungen ist. So unterscheidet man bei Kindern und Jugendlichen in die akute lymphoblastische Leukämie (ALL) und in die akute myeloische Leukämie (AML). Eine Leukämie wird immer mit Chemotherapie und eventuell mit Bestrahlung behandelt. Eine Operation wie z.B. bei Hirntumoren macht wenig Sinn, da der gesamte Körper schließlich von Krebszellen befallen ist. Bei der Chemotherapie werden Medikamente verabreicht, die Krebszellen am Wachstum hindern. In der Fachsprache heißen diese Medikamente Zytostatika. Neben den Krebszellen werden aber auch gutartige Zellen vernichtet, so zum Beispiel rote und weiße Blutkörperchen. Daher hat eine Chemotherapie auch ernorme Nebenwirkungen. Patienten sind in dieser Zeit sehr krankheitsanfällig – schließlich wird das gesamte Immunsystem außer Kraft gesetzt. Weitere Nebenwirkungen sind Übelkeit, Kopfschmerzen, ein allgemeines Schlappheitsgefühl, Entzündungen der Schleimhäute und Haarausfall.

Knochenmarkspende als letzte Rettung

Schlägt eine Chemotherapie bei einer Leukämie nicht an, was bedeutet, dass die bösartigen Krebszellen nicht aus dem Körper vernichtet werden, so bleibt in den meisten Fällen eine Knochenmarktransplantation (KTM) die letzte Möglichkeit. Dabei werden dem Patienten so hohe Dosen Zytostatika verabreicht, dass der Körper überhaupt nicht mehr in der Lage ist, eigene Stammzellen im Knochenmark zu produzieren. Damit der Patient/die Patientin nun wieder weiße und rote Blutkörperchen bekommen kann, ist eine Transplantation notwendig. Dabei werden gesunde Stammzellen, meist von einem Fremdspender, auf den Patienten übertragen. Das Problem hierbei ist – es ist äußerst schwierig einen Fremdspender zu finden. Ausreichend dafür ist nämlich NICHT die BLUTGRUPPE, sondern eine Menge Gewebemerkmale! Jeder Mensch besitzt typische Gewebemerkmale und für eine Knochenmarktransplantation müssen diese Gewebemerkmale übereinstimmen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering, da es unzählige Möglichkeiten von Gewebemerkmalen gibt.

Die deutsche Knochenmarkspenderdatei

Dennoch kann heute in Deutschland sehr vielen leukämiekranken Menschen durch eine Knochenmark-Transplantation geholfen werden, da es die Deutsche Knochenmarkspendedatei gibt. Diese Datei hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gewebemerkmale von so vielen Menschen wie möglich zu sammeln und zu speichern. Erkrankt irgendwo in Deutschland ein Mensch an Leukämie, so werden seine Daten mit den gespeicherten Daten abgeglichen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Spender zu finden ist so mit viel höher; und letztendlich: je mehr Menschen sich dazu bereit erklären, desto mehr Menschen haben eine Chance auf ein zweites Leben.

SpenderIn werden

Doch wie kann man seine Gewebemerkmale "freigeben“? Im Prinzip ganz einfach, man braucht sich nämlich nur 5 Milliliter Blut abnehmen lassen (geht beim Hausarzt) und diese dann an die DKMS schicken. Außerdem muss man über 18 Jahre alt sein und darf an keiner schweren Erkrankung leiden, wie z.B. an HIV oder Diabetes. Auf der Homepage findet man dazu mehr Informationen, aber auch das Rote Kreuz oder andere Hilfsorganisationen dienen als Ansprechpartner. Die Kategorisierung selbst ist kostenlos, allerdings kann man freiwillig die Eigenkosten von 50 Euro übernehmen. Die Knochenmarkspendedatei ist somit der richtige Weg, anderen Menschen zu helfen und eventuell das Leben eines anderen zu retten. Denn an Leukämie erkranken kann jede/r, und spätestens dann merkt man, wie schnell man auf fremde Hilfe angewiesen ist. Kettenbriefe und E-Mails, die zu Knochenmarkspenden aufrufen sind hingegen NICHT der richtige Weg. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei noch um blöde Scherze, das heißt die Person ist in Wirklichkeit gar nicht an Leukämie erkrankt – es ist aber auch schon passiert das E-Mails wie diese Viren enthielten. Wenn du also helfen möchtest, dann wende dich an die Knochenmarkspendedatei oder z.B. an das rote Kreuz in deiner näheren Umgebung. Und wer weiß, vielleicht bekommst du dann die einmalige Chance das Leben eines anderen zu retten!

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Autorin / Autor: Anna Stein; Bild: Lizzynet - Stand: 6. Oktober 2004