Das große Kribbeln

Man könnte sich so richtig auf den Frühlingsanfang freuen, wenn da nicht die Sache mit dem Heuschnupfen wäre...

Endlich ist er da - der langersehnte Frühling. Also heißt es: Raus an die frische Luft und den ersten Sonnenschein genießen... Der Wintermantel bleibt am Haken. Schal, Mütze und Handschuhe müssen wohl die nächsten Monate auch auf mich verzichten.
Draußen angekommen, freue ich mich über die Frühlingsblumen, die langsam anfangen zu blühen und sich nicht mehr durch eine dicke Schneedecke kämpfen müssen. Einmal tief die Frühlingsluft eingeatmet, die Sonnenstrahlen kitzeln in der Nase... Haaatschieeee... Und schon geht es los!

Da ist er wieder - der Heuschnupfen. Aufgewacht aus seinem Winterschlaf, ist er der unliebsame Begleiter, der einem den Frühling ganz schön vermasseln kann. Aber egal, heute lasse ich mir den Tag nicht davon verderben. Schließlich bin ich mit meinen Freunden zu dem ersten Picknick im Park in diesem Jahr verabredet.
Also geht es mit gepacktem Korb und Picknickdecke unter'm Arm los. Meine Freunde sind schon da und haben ihre Decken unter einem großen Baum ausgebreitet, der gerade die ersten Knospen bildet. Es hätte so schön sein können! Aber nur wenige Minuten nach meiner Ankunft, sind meine Augen knallrot und zugeschwollen, die Nase im Dauerlauf, es kribbelt in Hals, Nase und Ohren. Und Frühlingsgefühle? Fehlalarm! Statt einen potentiellen Frühlingsflirt auszukundschaften, bin ich damit beschäftigt, meine Augen zu reiben (ich kann dem Juckreiz einfach nicht widerstehen) und erst meine Taschentuchvorräte und später die meiner Freunde aufzubrauchen.

Ursache des Übels

Dass die umherfliegenden Blütenpollen Auslöser meines Allergieübels sind, ist mir spätestens jetzt klar. Aber wie genau entsteht Heuschnupfen eigentlich?

Unser Körper ist mit einem Immunsystem ausgestattet. Einem Abwehr- und Schutzsystem, das unseren Körper eigentlich vor dem Eindringen und der Wirkung gefährlicher Stoffe (bei Allergien nennt man diese Allergene) schützt. Bei Allergien erkennt das Immunsystem Stoffe nicht, die normalerweise ungefährlich sind. Stattdessen identifiziert es sie als schädliche Fremdkörper. Der Körper nimmt nun den Kampf gegen die vermeintlichen Eindringlinge auf und bildet fälschlicherweise Abwehrstoffe.

Bei dem allerersten Kontakt mit den Pollen treten noch keine Heuschnupfensymptome auf. Aber es kommt zu einer Sensibilisierung. Das heißt, der Körper bildet die Antikörper und erkennt die angeblichen Schädlinge beim nächsten Kontakt sofort.
Gelangt nun also eine Polle in den Körper, werden direkt Botenstoffe ausgeschüttet. Die wichtigste Rolle bei der Abwehr der Eindringlinge spielt hierbei das Histamin. Ein körpereigener Botenstoff, der sich im Körper ausbreitet und die Heuschnupfensymptome wie Naselaufen, Juckreiz und Augentränen auslöst.

Schuld an der allergischen Reaktion ist beim Heuschnupfen der Blütenstaub, der Blütenpollen genannt wird. Am häufigsten sind Allergien gegen die sogenannten Frühblüher, wie zum Beispiel Birke und Hasel. Aber auch die Pollen von Gräsern, Kräutern oder Getreide können den Heuschnupfen auslösen.

Zwar sind die Blütenpollen mikroskopisch klein und ganz leicht, dafür können sie umso höher und weiter fliegen. Nämlich bis zu 1500 Meter hoch und beachtliche 300 Kilometer weit.
In der Pollenhochzeit gelangen ca. 8000 Blütenpollen am Tag in unseren Körper. Und da schon ganz wenige die Allergiesymptome bei Heuschnupfenbetroffenen auslösen, ist es wohl nicht verwunderlich, dass ich nach einem Tag im Park eher aussehe, als hätte ich den schlimmsten Liebeskummer.

Besserung in Sicht

Aber zum Glück kann man das Übel in Grenzen halten. Entweder mit Medikamenten, die die Wirkung des Histamins blockieren. Oder einer Hyposensibilisierung bzw. Desensibilisierung, bei der der Körper nicht mehr so empfindlich auf das Allergen reagiert. Die Desensibilisierung dauert allerdings ungefähr drei Jahre, da der Patient in bestimmten Abständen das Allergen, auf das er empfindlich reagiert, unter die Haut gespritzt bekommt. Gestartet wird mit einer geringen Dosierung, die dann im Laufe der Zeit immer weiter erhöht wird, bis der Körper unempfindlich gegenüber dem Allergen ist.

Da ich mit dem Heuschnupfenproblem aber nicht alleine dastehe, sondern über 20 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, gibt es ein paar nützliche Tipps, die in der Pollensaison helfen können.

Fenster und Türen sollten möglichst geschlossen bleiben, damit die Pollen nicht ins Haus gelangen. Aber keine Angst, auch als Allergiker kann man vor die Türe gehen. Wenn man keine Lust hat, die nächsten Wochen abgeschottet von der Außenwelt im Haus zu verbringen, während alle Freunde draußen den Frühling genießen, kann man ein paar Dinge beachten.
Damit es sich die Pollen nicht mit auf eurem Kopfkissen bequem machen, solltet ihr euch jeden Abend vor dem Schlafengehen die Haare waschen. Die Kleidung, die ihr tagsüber draußen getragen habt, zieht ihr am Besten auch nicht im Schlafzimmer aus. Da die Pollen, die sich darauf festgesetzt haben, sonst aufgewirbelt werden und sich im Zimmer ausbreiten. Und wer will sich schon die Nächte mit Naseputzen und Niesanfällen um die Ohren schlagen?
Auch anstrengende Sportübungen sollten vermieden werden, da man automatisch tiefer einatmet und dabei gelangen viel mehr Pollen in den Körper. Aber hey, das ist keine Garantie dafür, dass ihr euch vor dem Schulsport drücken könnt... ;-)

So sollte es eigentlich auch bald besser werden mit Juckreiz, verheulten Augen und Nasetriefen. Dann steht dem Picknick im Park und den Frühlingsgefühlen ja nichts mehr im Wege...

Erstaunlicher Trost für Triefnasen

Forscher haben außerdem eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Nach neuesten Untersuchungen erkranken Heuschnupfengeplagte seltener an Krebs. Die kanadische Allergologin Michelle Turner von der Universität Ottawa hat herausgefunden, dass die Gefahr an Krebs zu Erkranken bei Allergikern ganze 18 Prozent geringer ist. Erkranken Allergiker dennoch, erliegen sie den Tumoren immerhin seltener. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Heuschnupfen behandelt wurde oder nicht. Obwohl Allergien und Krebs scheinbar nichts miteinander gemeinsam haben, vermutet die Immunologin Erika Jensen-Jarolim, "dass das Immunsystem mit einer ähnlichen Strategie gegen den Krebs vorgeht wie gegen die eigentlich harmlosen Auslöser einer Allergie".
Wenn das mal kein Trost für eine Triefnase ist!

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Autorin / Autor: Sarah M. - Stand: 8. April 2010