SNOWNIGHT

Da öffnet sich der Himmel und ein heller breiter Lichtstrahl fällt auf das Mädchen.

Es ist tiefster Winter in einem Gebirge im Nirgendwo. Ein Mädchen läuft durch den tiefen Schnee. Die Lumpen, die sie trägt sind nass und dreckig. Ihr langes schwarzes Haar flattert im Wind. Ihre Schritte werden schwerer. Es fängt an zu schneien. Das Mädchen wird immer langsamer. Mühsam quält sie sich durch den hohen Schnee, der Wind peitscht ihr ins Gesicht. Sie kommt kaum noch voran, bis sie letzendlich zusammenbricht. Da öffnet sich der Himmel und ein heller breiter Lichtstrahl fällt auf das Mädchen. Langsam erhebt sie sich wieder. Wie ein Geist schwebt sie über dem Boden. Ihre Augen öffnen sich und es hört auf zu stürmen und zu schneien. Die Sonne geht auf, der Lichtstrahl verschwindet. Das Mädchen fällt wieder zu Boden.~

In einem Dorf sitzt ein junger Prinz mit einigen Dorfbewohnern an einem runden Tisch. Sie unterhalten sich aufgeregt. Plötzlich fallen Schüsse. Frauen schreien. Im selben Moment öffnet sich die Tür zum Zimmer und ein verwundeter Mann tritt ein. „Sie sind da!“, sagt er und bricht zusammen. Die Dorfbewohner stürmen aus dem Zimmer. Der Prinz greift sich ein Gewehr und verlässt ebenfalls den Raum. Draußen ist eine Schießerei im Gange. Rund Hundert schwer bewaffnete Soldaten haben das Dorf gestürmt. Der Prinz fängt an auf die Soldaten zu schießen. Dabei wird er selbst verletzt. So schnell er kann, flieht er aus dem Dorf. Langsam quält er sich durch den Schnee auf die Berge. Als er zurückblickt sieht er nur noch ein brennendes Dorf. Er geht weiter. Nach einiger Zeit hat er das Dorf bereits aus den Augen verloren. Er kriecht immer weiter. Als es dämmert bleibt er erschöpft liegen.
Nachdem die Sonne vollständig untergegangen ist, taucht das schwarzhaarige Mädchen auf. Sie nimmt den Prinzen auf den Arm und trägt ihn in eine Höhle. Sie versorgt seine Wunden und gibt ihm etwas zu essen und zu trinken. „Wer bist du?“, fragt der Prinz. Das Mädchen antwortet nicht. „Oh, du bist wohl stumm. Ich verdanke dir mein Leben.“ Das Mädchen schaut ihn mit ihrem glasigen Blick an. „Weißt du, welcher Tag heute ist?“ Das Mädchen schaut ihn fragend an. „Heute ist Weihnachten. Weißt du was das ist? Das ist das Fest der Liebe. Es ist der schönste Tag des Jahres.“ Der Prinz schaut das Mädchen aufmerksam an. „Weißt du, ich habe zwar heute alles verloren, meine Familie, meine Freunde, mein Zuhause, einfach alles, was mir wichtig war, aber eins habe ich behalten. Mein Leben. Und das verdanke ich dir.“ Das Mädchen legt ihre Hand auf die Stirn des Prinzen. Kurze Zeit später ist dieser eingeschlafen.
Mitten in der Nacht erwacht der Prinz, doch das Mädchen ist weg. Als er aufsteht bemerkt er, dass seine Wunden verschwunden sind. Er geht vor die Höhle  und sieht am Himmel einen besonders hellen Stern. In dem Moment ist ihm klar, dass er sein Leben Gott zu verdanken hat. Er hat ihm in der heiligen Nacht einen Engel geschickt, der ihn rettete.

Lies auch die nächste Adventsgeschichte >>>

Alle Einsendungen

Autorin / Autor: lady-bird - Stand: 1. Dezember 2008