"Die verlorene Prüfung"

Wettbewerbsbeitrag von darksundance zum Postkarten-Krimi-Schreibwettbewerb 2009


„Ich denke, eine natürliche Todesursache können wir ausschließen.“ Oberkommissar Heinrichs wendet sich von dem Leichnam der Frau ab und wirft seinem Kollegen einen triumphierenden Blick zu. „Sind Sie sicher?“ – „Natürlich, Beck.“ Heinrichs deutet auf die linke Hand der Verstorbenen. „Bitte widmen Sie dem Zeigefinger der Dame Ihre Aufmerksamkeit. Sie werden einen Einstich bemerken.“ Beck betrachtet die Tote skeptisch. „Und?“ – „Ganz einfach. Die Frau wurde vergiftet.“ – „Vergiftet? Von wem?“ – „Von ihrem Geliebten, Herrn Doktor Münz.“ Beck runzelt nachdenklich die Stirn. „Laut seiner Haushälterin ist er zurzeit außer Lande.“ – „Ganz richtig. Sehen Sie, offenbar wollte Doktor Münz seine Geliebte testen. Sein Vertrauen zu ihr war nicht so groß, als dass er ihr in seiner Abwesenheit bedenkenlos seine Villa anvertraut hätte – und seine Wertsachen.“ Die Blicke der beiden Männer schweifen zu dem Safe in der Schrankwand vor ihnen. Bevor Heinrichs seinen Kollegen warnen kann, hat dieser bereits seine Hand hineingesteckt – und zieht sie mit einem lauten Schrei wieder heraus. „Ah! Etwas hat mich gestochen!“ Kopfschüttelnd zieht Heinrichs sein Mobiltelefon aus der Brusttasche seiner Jacke und wählt die Notrufnummer. „Nun, Beck“, seufzt er, „dies könnten auch die letzten Worte unserer Verstorbenen gewesen sein.“