Die ganz normale Paranoia

Britische Studie belegt: Verfolgungswahn ist menschlich

Habt ihr auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass euch das schleichende, unwohle Gefühl befällt, beobachtet oder von jemandem verfolgt zu werden? Keine Sorge, das ist nicht krankhaft, sondern ganz normal! Britische WissenschaftlerInnen hatten schon vor zwei Jahren in einer großen Studie herausgefunden, dass sogenanntes "paranoides Denken" für viele Menschen zm Alltag gehört. Jetzt überprüften sie diese Ergebnisse in einem Experiment mit 200 TeilnehmerInnen.

Im Versuchsaufbau mussten sich die ProbandInnen auf eine virtuelle U-Bahn-Fahrt begeben. Nachdem sie einen speziellen Helm aufgesetzt hatten, waren sie in einer 3D-Umgebung, die einen Londoner U-Bahn-Wagen simulierte. Sie hörten und sahen alles, was man sonst auch in U-Bahnen wahrnimmt: Atemgeräusche von MitfahrerInnen, typische Fahrgeräusche, Zeitungsrascheln, umherschauende Fahrgäste.

Alle bekamen die gleiche Situation zu Gesicht, aber die Einschätzungen waren sehr unterschiedlich: zwar wurden die virtuellen Personen hauptsächlich als neutral bis freundlich angesehen, aber mehr als ein Drittel der Befragten gab zu, dass sie ein komisches Gefühl hatten. Sie fühlten sich beobachtet, gefangen oder von Taschendieben bedroht. Interessanterweise hatten aber diejenigen weniger Angst, die auch im realen Leben U-Bahn fahren.

Neue Erkenntnis für die ForscherInnen war, dass Verfolgungswahn fast genau so oft vorkommt wie Angststörungen oder Depressionen und kein spezielles psychisches Krankheitsbild darstellt, wie man es früher dachte. “Argwohn gegenüber anderen ist derart häufig, dass er ein essenzieller, wenn auch ungeliebter Teil der menschlichen Natur zu sein scheint.” wird einer der WissenschaftlerInnen im Scienceticker zitiert. Na dann ;-)

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 1. April 2008