Die Absicht macht den Schmerz

"Aus Versehen" tut weniger weh

"Tschuldigung, war keine Absicht". Diesen Satz sagen Leute gerne, die dir gerade den Ellbogen in die Seite gerammt haben, auf deinem Fuss stehen, ohne es zu merken oder dir ganz aus Versehen einen Nasenstüber verpassen, weil du dummerweise gerade hinter ihnen stehst. Es hat aber sein Gutes, diesen Spruch artig aufzusagen, denn tatsächlich tut versehentlich zugefügter Schmerz nicht so weh wie absichtlich zugfügter Schmerz. Das haben die Forscher Kurt Gray und Daniel Wegner der Harvard University in Cambridge in einem Experiment nachweisen können.

Versehentlich und absichtlich Elektro-geschockt

Bei dem Versuch bekamen freiwillige Testpersonen Elektroschocks verabreicht. Ihnen wurde dabei entweder gesagt, dass das aus Versehen passiert sei oder dass ihre Versuchspartner ihnen die Stromstöße absichtlich verpasst hätten. Während die Gruppe, die "versehentlich" geschockt wurde, sich schneller an das unangenehme Gefühl gewöhnte und empfand, dass der Schmerz von mal zu mal schwächer wurde, empfand die absichtlich geschockte Gruppe den Schmerz als deutlich stärker und gleichbleibend schlimm.

Schmerz, der sich wiederholen könnte, ist bedrohlicher

Den Forschern zufolge ist diese unterschiedliche Wahrnehmung durchaus sinnvoll. Denn der Körper muss den für ihn am schädlichsten Schmerz am stärksten beachten. Ein unabsichtlich zugefügter Schmerz - etwa ein verschossener Fußball, der im Gesicht landet, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so schnell wiederholen. Man kann ihn als Lapalie abtun. Der gewollte Schlag ins Gesicht von Familienangehörigen, dem Partner, einer Freundin oder Menschen aus der Nachbarschaft ist da schon bedrohlicher und existenzieller. Er könnte sich wiederholen und muss unbedingt unterbunden werden. Darum reagiert der Körper hier stärker.
Außerdem dürfte hinzukommen, dass bei absichtlich zugefügter Gewalt eine seelische Verletzung hinzukommt. Und die tut ja bekanntlich mindestens genaus so weh wie der körperliche Schmerz.

Lies im Netz:

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 17. Dezember 2008