Vererbt wird auch Erlerntes

Nicht nur die DNA-Sequenz wird vererbt, sondern auch das, was im Laufe des Lebens an Erfahrung hinzukommt.

Seit Jahrzehnten streiten sich WissenschaftlerInnen darüber, ob wir nur das Erbgut der DNA von unseren Eltern mitbekommen oder auch das, was sie im Laufe ihres Lebens hinzugelernt haben und das, was über Umwelteinflüsse auf den Organismus eingewirkt hat. Jetzt hat ein US-amerikanisches Forschungsteam herausgefunden, dass tatsächlich auch die Einflüsse von außen von Generation zu Generation weiter gegeben werden.

Gedächtnisschwache Mäuse

Nachweisen konnnten sie diese sogenannte epigenetische Vererbung an Versuchen mit Mäusen, die einen Gendefekt in ihrem Erinnerungsvermögen hatten. Die Armen (oder auch Glücklichen?) konnten sich nämlich aufgrund des Defektes nicht an Orte erinnern, an denen sie zuvor Stromschläge erhalten hatten. Die WissenschaftlerInnen "therapierten" die Tierchen kurz nach der Geburt durch bunte Spielsachen, Bewegung und Kontakt zu anderen Mäusen, was ihr Gedächtnis über drei Monate lang auf Trab brachte.

In dieser Zeit zeugten die Geheilten Nachwuchs - und siehe da: die Mäusekinder hatten zwar den selben Gendefekt von der Mutter mitbekommen, aber eben auch das angstfreie Verhalten, das sie in der Therapie gelernt hatte; und das, obwohl die Mäuschen direkt nach Geburt von ihrer Mutter getrennt wurden.

Transgenerationale Epigenetik

Für die WissenschaftlerInnen ist damit klar: es werden auch Erbinformationen mitgegeben, die vom eigentlichen DNA-Code unabhängig sind und die uns im Laufe des Lebens verändern. Das steht ganz klar im Widerspruch zur klassischen Genetik, die diesen Forschungsansatz der "transgenerationalen Epigenetik" bisher eher belächelte. Diese Wissenschaft - erst seit Kurzem akzeptiert - versucht den Einfluss molekularer Mechanismen auf das "Auslesen" der DNA aufzudecken. Sie sucht nach Erklärungen, warum bestimmte Zellen (wie zum Beispiel Haarzellen) völlig verschieden aussehen, obwohl sie dieselbe DNA beinhalten.

Es lohnt sich also doch, sich von seinen "Fehlern" zu trennen und an sich zu arbeiten - auch wenn wir uns so gern auf dem Argument familiärer Vorbelastung ausruhen ;-).

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 5. Februar 2009