Frisur gehört nicht zum Gesicht

Gehirn nimmt Haare unabhängig wahr

Männer haben eine neue Ausrede dafür, dass sie die Frisurveränderung ihrer Freundin nicht bemerken. Die Wahrnehmung von Haaren ist nämlich unabhängig vom Gesicht, zumindest in der Theorie. Das hat jetzt der Forscher Brad Duchaine vom University College in London in einem Experiment herausgefunden. Seinen Ergebnissen zufolge könnte es Menschen geben, die zwar Gesichter unterscheiden können, dafür aber keine Frisuren.

Gesichtsblinde orientieren sich an Frisuren

Schon länger bekannt sind Fälle von Menschen, die Gesichter nicht unterscheiden können, die also gesichtsblind sind. Diese Krankheit wird auch als Prosopagnosie bezeichnet. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, Gesichter zu erkennen und einzuordnen. Wie Duchaine erklärt, haben sie dafür keine Probleme, Haare zu unterscheiden. Im Gegenteil: Da sie sich keine Gesichter merken können, orientieren sie sich oft an der Frisur, um Menschen zu erkennen. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass unterschiedliche Hirnregionen für das Erkennen von Gesichtern und Haaren betätigt werden.

Der britische Forscher ist nun der Meinung, dass das Gehirn die Haare nicht unbedingt als Teil des Gesichts wahrnimmt und dass es neben der Gesichtsblindheit auch Menschen mit Haarblindheit geben könnte.

Bilder, die Kopf stehen

In früheren Studien wurde bereits nachgewiesen, dass sich Menschen Bilder von Gesichtern im Gegensatz zu anderen Objekten deutlich schlechter merken können, wenn sie auf dem Kopf stehen. Duchaine testete nun, ob das auch bei der Erkennung von Haaren der Fall ist. Dazu retuschierte er von Fotos die Gesichter aus Portraitbildern heraus, so dass nur noch die Frisuren zu sehen waren. Die Versuchspersonen sollten sich die Frisuren einprägen und später versuchen, sie wiederzuerkennen. Wenn die Bilder auf dem Kopf standen, konnten sich die Testpersonen um 15 bis 18 Prozent schlechter die Frisuren einprägen, als bei den Haar-Bildern, die ihnen richtig herum gezeigt wurden. Bei den Fotos mit Gesichtern betrug die Verschlechterung sogar bis zu 25 Prozent.

Haarblindheit nur in der Theorie

Diese Ergebnisse zeigen laut Duchaine, dass das Gehirn durchaus auf Haare achtet, sie aber anders zuordnet als Gesichtsmerkmale wie Nase oder Augen. Demnach könne er sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die Haare nicht erkennen können. Bekannt sei ihm ein solcher Fall jedoch noch nicht.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 11. März 2009