Von der Angst, nicht genug zu bekommen

Wo die Gier herkommt

Im Zuge der Finanzkrise achten viele Menschen auf ihr Geld. In den Medien wird beispielsweise auch immer wieder die Gier der Manager angeprangert. "Doch nicht jeder, der permanent auf Geld aus ist, ist auch gleich gierig", erklärt der Sozialpsychologe Rolf Haubl in der Frauenzeitschrift "Für Sie". Vielmehr handele es sich dabei um einen Konkurrenzkampf um den eigenen Status. Man möchte möglichst gut dastehen.

Raffen kann auch Sammeltick sein

Im Berufsleben sei es deshalb oft so, dass das Geld der zentrale Wertmaßstab sei, an dem die Kompetenz jedes Einzelnen abzulesen ist. Nicht jeder, der Güter anhäufe, sei also automatisch gierig zu nennen. Hinter dem Raffen könnten sich ganz unterschiedliche Motive verbergen, unter Umständen auch eine Marotte oder ein Sammeltick.

Die Angst zu verhungern

Reine Gier sei im psychologischen Sinn immer von der Angst motiviert, nicht genug zu bekommen. "Die Gier stammt aus einer Zeit, in der Nahrung nicht immer und selbstverständlich vorhanden war", erläutert Haubl. Evolutionsgeschichtlich sei das tatsächlich die Angst zu verhungern. Zugleich habe die Gier ein asoziales Moment, weil man anderen etwas wegnimmt. In unserer modernen Gesellschaft könne sich die Gier auf alles richten, was sich anhäufen lässt: Geld, Bildung, Autos. "Alles, von dem man glaubt, dass es zum eigenen Überleben gehört."

Die Gier kontrollieren

Da Gier eine evolutionsgeschichtlich angelegte Disposition sei, gebe es keinen tatsächlich gierfreien Menschen. Allerdings könne die Eigenschaft je nach religiösem oder kulturellen Hintergrund sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. "Der Dalai Lama sieht sicher die Bescheidenheit als ein Ideal", führt Rolf Haubl als Beispiel an. "So kann er mit seinem angeborenen Hang zur Gier besser umgehen als andere." Denn wie jedes Gefühl könne man auch die Gier regulieren - vorausgesetzt man sei sich darüber im Klaren, dass das eigene Verhalten dadurch motiviert ist.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 2. März 2009