Rosa Brille erweitert das Sichtfeld

Wie die Gefühlslage die Wahrnehmung beeinflusst

Die vielbeschworene "rosarote Brille" gibt es leider nicht beim Optiker. Das ist schade, denn sie erweitert das Gesichtfeld und sorgt dafür, dass mehr Details im Hintergrund wahrgenommen werden. Miese Laune hingegen führt zu einem Tunnelblick. Das Gesichtsfeld schrumpft und der Mensch nimmt nur noch wahr, was ihm in der aktuellen Situation wichtig erscheint, Nebensächliches wird ausgeblendet. Das haben ForscherInnen der University of Toronto in einer Studie mit Freiwilligen herausgefunden.

Leicht ablenkbar

In ihren Versuchen zeigten die WissenschaftlerInnen Testpersonen Bilder, die sie entweder in eine positive, negative oder neutrale Stimmung versetzen sollten. Anschließend wurden ihnen Bilder gezeigt, auf denen ein Gesicht und verschiedene Hintergründe (z.B. Häuser) zu sehen waren. Sie wurden angewiesen, zu bestimmen, ob es sich bei dem Gesicht um einen Mann oder eine Frau handelte. Dabei wurden die Hirnraktivitäten mit einer Magnetresonanztomographie gemessen. Besonders betrachtet wurden dabei zwei Bereiche des Gehirns, von denen einer eher für das Erkennen von Gesichtern, der andere für die Wahrnehmung und Anordnung von Orten zuständig ist.
Die ProbandInnen, denen zuvor niedliche Hundebabys oder Kleinkinder gezeigt wurden, reagierten in beiden Bereichen - sprich, sie nahmen nicht nur das Gesicht, sondern auch den Hintergrund auf den Bildern war. Das war umso deutlicher, je emotionaler sie auf die zuerst gezeigten niedlichen Hundebabys reagierten hatten. Die Testpersonen, die weniger erfreuliche Bilder gezeigt bekommen hatten, reagierten nur im Bereich, der für Gesichter zuständig ist. Der Hintergrund wurde kaum wahrgenommen.
Für die WissenschaftlerInenn ist dies ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die aktuelle Gefühlslage den Wahrnehmungsprozess direkt und von Anfang an beeinflusst. Dass gut gelaunte Menschen mehr Details wahrnehmen und ein größeres Blickfeld haben, ist aber nicht nur von Vorteil. Sie sind auch schneller abgelenkt und nicht unbedingt prädestiniert, Aufgaben zu erledigen, die eine hohe und zielgerichtete Aufmerksamkeit erfordern.

Autorin / Autor: Redaktion / University of Toronto - Stand: 5. Juni 2009