Tot oder nicht tot, Tisch oder Tier

Das Gehirn kategorisiert Objekte nicht nach dem Aussehen

Wenn wir ein lebendes oder ein totes Objekt erblicken, verarbeiten wir diese Wahrnehmung in unterschiedlichen Hirnregionen. So aktiviert etwa der Anblick eines Tisches oder eines Buches eine andere Hirnregion als der Anblick eines Tieres oder eines menschlichen Gesichtes. Forscher aus Italien und den USA haben jetzt entdeckt, dass das visuelle Erscheinungsbild jedoch nicht, wie früher angenommen, von Bedeutung ist für die Verarbeitung von Informationen.

Gehirn tickt anders als gedacht

Bisher seien Forscher davon ausgegangen, dass das Gehirn die Objekte vor allem durch die runden Formen, die bei lebenden Objekten überwiegen, kategorisiert. Die aktuellen Ergebnisse widerlegen dies jedoch. In ihren Experimenten gaben Wissenschaftler drei von Geburt an blinden Menschen unterschiedliche Tiere und Begriffe von Werkzeugen sowie anderen toten Objekten vor. Bei ihrer Gehirnaktivität, die die Forscher mithilfe eines Magnetresonanztomographen festhielten, wurden die gleichen Hirnregionen beansprucht wie bei sehenden Testpersonen.

Äußerlichkeiten nicht wichtig

Daraus schließen die Wissenschaftler, dass das visuelle Erscheinungsbild nicht ausschlaggebend ist für die Einordnung in „tot“ oder „nicht tot“. Sie vermuten, dass ganz andere Kriterien für die Verarbeitung der Informationen ausschlaggebend sind: Etwa die Möglichkeit, das Objekt zu essen, oder es zur räumlichen Orientierung nutzen zu können. Oder die Frage, ob von diesem Gegenstand eine Gefahr ausgehen könnte. Welche Faktoren wirklich für die Aktivierung der unterschiedlichen Hirnregionen verantwortlich sind, wollen die Forscher in weiteren Experimenten herausfinden.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 18. August 2009