Numerus clausus nicht mehr sinnvoll

Interessierten jungen Menschen soll der Weg zum Medizinstudium erleichtert werden.

Zu wenig Nachwuchsmediziner

Vor dem Hintergrund von fast 1000 unbesetzten Stellen in den Krankenhäusern in Nordrhein- Westfalen haben jetzt die Ärztekammern einen erleichterten Zugang zum Medizinstudium gefordert. Der Numerus Clausus (Abiturdurchschnitt) als vorherrschendes Zulassungskriterium dürfe nicht mehr länger zahlreichen geeigneten Bewerbern den Weg in die Medizin erschweren oder gar versperren. Vielmehr sollen Bewerber mit nachgewiesener Eignung den Weg ins Medizinstudium einfacher finden.

Zwar sei das Interesse am Medizinstudium ungebrochen, es kämen aber zu wenig Nachwuchsmediziner in der Patientenversorgung an. Das liege zum einen an den ungünstigen Rahmenbedingungen für die ärztliche Berufsausübung, zum Beispiel ein immer größerer Aufgabenbereich in den Kliniken, zum anderen würden viele Studienanfänger ihr späteres Berufsleben falsch einschätzen und später nicht als heilender Mediziner arbeiten oder ins Ausland gehen, so die Organisation.

Ärztekammern fordern andere Zulassungskriterien

Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Theodor Windhorst, fordert deshalb ein neues Zulassungssystem zum Medizinstudium. "Wir brauchen einen Mix an Qualifikationen, die Einser-Abitur-Note als einziges Auswahlkriterium ist das denkbar schlechteste Verfahren. Es muss vielmehr ein neues Auswahlverfahren eingeführt werden, das Eignung, Leistung und auch die Begeisterung für den Arztberuf bewertet. Wir brauchen junge Menschen mit Engagement und sozialer Kompetenz in der Medizin." Die Universitäten sollten nach Ansicht des ÄKWL-Präsidenten vermehrt Studienbewerber in Auswahlgesprächen auf ihre spätere fachliche Qualifikation überprüfen.

Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) sagte zu diesem Thema: "Die Verringerung der Studienplätze muss zurückgenommen werden. Zudem müssen die Hochschulen finanziell und personell entsprechend ausgestattet werden, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung gewährleisten zu können", lauten die Forderungen von KGNW-Präsident Karsten Gebhardt an die Politik. Gebhardt hob ebenfalls hervor, dass zukünftig der Zugang zum Medizinstudium nicht mehr fast ausschließlich vom Abiturdurchschnitt abhängen dürfe. "Die Zahl der Studienplätze muss (...) deutlich erhöht werden".

"Ein sinnvolleres Verfahren muss her!"

"Der Numerus clausus ist in Zeiten des Ärztemangels- vor allem in der Allgemeinmedizin und in ländlichen Regionen- nicht mehr sinnvoll", meint auch der Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, Bernd Zimmer: "Im Westen wie im Osten Deutschlands gibt es zu wenige Kolleginnen und Kollegen, die Hausärzte werden wollen; die Krankenhäuser klagen über nicht besetzbare Arztstellen und der Facharztmangel, gerade auf dem Land, zeichnet sich schon ab. Der Numerus clausus hindert eine große Zahl von jungen Menschen mit dem Berufsziel Arzt am Medizinstudium und muss deshalb durch ein sinnvolleres Verfahren ergänzt bzw. ersetzt werden."

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 13. August 2009