Weg mit dem Einweg

Nabu: Materialsteuer soll Mehrweg aus der Krise helfen

Die Getränkedosen sind weitestgehend abgeschafft, doch der Umwelt ist trotzdem noch nicht ausreichend geholfen. Das 2005 eingeführte Pfand auf Einweg-Verpackungen hat nicht verhindert, dass diese weiterhin gerne und häufig gekauft werden. Der Naturschutzbund (NABU) fordert nun angesichts weiter steigender Marktanteile umweltschädlicher Plastik-Einwegflaschen eine zusätzliche Umweltabgabe auf Getränkeverpackungen. Eine Materialsteuer zusätzlich zum Einwegpfand ebnete den Weg aus der Mehrwegkrise. Auch würde die Abgabe Hersteller umweltbelastender Getränkeverpackungen ganz im Sinne der Produktverantwortung mehr in die Pflicht nehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des NABU, die heute in Berlin vorgestellt wurde.

Immer mehr Plastikflaschen

Mittlerweile werde bereits etwa die Hälfte aller Getränke in umweltschädliche Einwegplastikflaschen gefüllt und die Tendenz ist weiter steigend. "Ein Umsteuern ist dringend überfällig. Deutschland riskiert die Existenz seines europaweit bewunderten Mehrwegsystems, weil die Politik falsche Weichen gestellt hat. Das Einwegpfand hat nicht die gewünschte Lenkungswirkung entfaltet, so dass nun mit einer Abgabe gegengesteuert werden muss", forderte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die Umweltabgabe verknüpfe Kreislaufwirtschafts- und Klimaschutzziele mit verantwortungsbewusster Marktwirtschaft. "Die Abgabe würde der öffentlichen Hand bis zu drei Milliarden Euro jährlich einbringen. Die Gelder könnten für die Förderung umweltfreundlicher Unternehmen verwendet werden. Denkbar wäre auch die Unterstützung von Handelsfilialen, die bewusst auf ein Mehrwegsortiment setzen", so Tschimpke.

Einweg mehr versteuern als Mehrweg

Der Liter Mineralwasser verteuert sich nach dem NABU-Vorschlag in der Einwegflasche aus Plastik um 9,4 Cent, in der Mehrwegflasche aus Plastik dagegen nur um zwei Cent. Der Liter Saft im Getränkekarton erhielte einen Preisaufschlag von 3,3 Cent. "Für jede Getränkeverpackung lässt sich der Steuersatz deutlich senken, wenn der Materialeinsatz und der mit dessen Herstellung verbundene CO2-Ausstoß abnimmt", erläuterte Günter Dehoust vom Öko-Institut. Vorteile entstünden so für wiederbefüllbare Mehrwegflaschen oder Getränkekartons, die mehrheitlich aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz bestünden. Auch der Einsatz von Recyclingmaterial in der Getränkeverpackung verschaffe den Unternehmen Steuervorteile. Das gleiche gelte für häufiger wiederbefüllte Mehrwegflaschen, so Dehoust.

"Würde die Zielquote umweltfreundlicher Getränkeverpackungen von 80 Prozent mit Hilfe einer Abgabenlösung und klaren Kennzeichnung wieder erreicht, könnten allein in Deutschland jährlich über 400.000 Tonnen Plastikmüll und 1,5 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden", betonte NABU-Abfallexperte Benjamin Bongardt.

Ob es jemals zu einer solchen Materialsteuer kommen wird, steht in den Sternen. Bis dahin könnt ihr aber was tun: auf Einweg verzichten!

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 19. November 2009