Gesten werden wörtlich genommen

Forschung: Sprachzentrum ist Multimediamaschine

Ob ihr jemandem einen Vogel zeigt oder ihm sagt, dass er wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, macht für den Betroffenen offenbar kaum einen Unterschied. Denn Gesten werden im Gehirn von den selben Regionen verarbeitet, in denen auch Sprache verarbeitet wird. Das haben der US-Forscher Allen Braun und sein Team vom National Institute of Health in Bethesda herausgefunden, indem sie die Gehirnaktivitäten von Freiwilligen aufzeichneten.
Schon länger war bekannt, dass die Gebärdensprache vom Gehirn wie eine gesprochene Sprache verarbeitet wird. Das ist nicht weiter erstaunlich, schließlich basiert die Gebärdensprache wie jede andere Sprache auf einem Wortschatz und Grammatik. Die Forscher wollten nun aber belegen, dass auch Gesten, die nicht direkt wie Sprache funktionieren, vom Gehirn in gleicher Weise verarbeitet werden.

Tatsächlich reagierten die Versuchsteilnehmer in ähnlicher Weise auf die typische Psst-Geste wie auf einen Schauspieler, der sagte: "Sei leise". In beiden Fällen zeigte das Gehirn Aktivierungsmuster in den Bereichen, die für Sprache zuständig sind.
Die Ergebnisse zeigen nach Meinung der Forscher, dass das Sprachzentrum nicht auf Worte beschränkt sei, sondern jedem daherkommenden Symbol - sei es eine Geste, ein Geräusch, ein Bild usw. eine Bedeutung zuweisen könne.

Gesten waren vor der Sprache da

Dies erlaube auch einen Rückschluss auf die Entstehung von Sprache. Den Forschern zufolge könnte das Sprachzentrum nämlich der Überrest eines Kommunikationssystems sein, das aus einer Zeit stammt, in der unsere Vorfahren sich noch über Gesten verständigten. Erst nach und nach hat dann die Sprache dort das Regiment übernommen.

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 10. November 2009