Bitte lächeln?!

Forschung: Zorn macht männlich, lächeln weiblich

Eine wütend dreinblickende Frau muss sich nicht wundern, wenn sie von anderen eher als Mann wahrgenommen wird. Das jedenfalls meint die Forscherin Ursula Hess von der Université du Québec, die auf dem Gebiet Gesichtsausdrücke und ihrer Wahrnehmung forscht.
Hess und ihr Team wollten herausfinden, wie stark die Wahrnehmung eines emotionalen Gesichtsausdruckes und die Wahrnehmung des Geschlechts einer Person miteinander verbunden sind. Ein männlich wirkendes Gesicht weist nämlich ähnliche Merkmale auf, wie ein typisch wütendes Gesicht (bei einer wütend gerunzelten Stirn etwa verringert sich der Abstand zwischen Augen und Augenbrauen, kantige Mundpartie), während ein typisch  weibliches Gesicht (rundere Gesichtszüge) die Merkmale eines lächelnden Gesichts aufweist.

Mit wütendem Gesichtsausdruck als Mann gesehen

Für ihre Untersuchung ließen die ForscherInnen Testpersonen Gesichter eines Avatars betrachten, der nicht eindeutig männlich oder weiblich war. Wurde er mit einem wütenden Gesichtsausdruck versehen, wurde er von den Probanden eher als Mann identifiziert, lächelte er oder zeigte eine Mischung aus Lächeln und Ängstlichkeit, wurde er eher als Frau eingestuft. In einem weiteren Versuch sollten die Freiwilligen Gesichter von Männern oder Frauen betrachten, die die Gesichtsausdrücke Glück, Wut, Traurigkeit, Angst oder eine neutrale Stimmung ausdrückten. Sie sollten dann blitzschnell beurteilen, ob es sich bei dem Gesicht um einen Mann oder um eine Frau handelt. Das Erkennen eines männlichen Gesichts fiel den Testpersonen nicht schwer, ganz gleich ob sie ein feminines Lächeln im Gesicht trugen oder irgendeine andere Regung zeigten. Guckten Frauen hingegen besonders wütend, wurden sie weniger schnell als Frauen erkannt. Für die ForscherInnen liegt der Verdacht nahe, dass das Erkennen des Geschlechts einer Person in der Wahrnehmung männlicher Merkmale besteht. Der Betrachter scannt sein Gegenüber nach solchen Merkmalen und kommt zu dem Schluss, dass es sich um eine Frau handeln muss, wenn sie fehlen.

Wenn ihr also mal als Mann durchgehen wollt, dann rückt eure Augenbrauen zusammen, zieht die Mundwinkel nach unten und guckt so richtig böse!

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 8. Dezember 2009