Barrieren über Barrieren

Heute ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung

Wann macht man sich - als nichtbehinderter Mensch - schonmal Gedanken darüber, wie man es mit dem Rolli wohl auf die andere Straßenseite schafft, die Stufen in den Bus bewältigen soll oder auf diese tolle Fete im Keller dieses In-Schuppens kommt?

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung ist ein von den Vereinten Nationen ausgerufener Gedenktag, der jedes Jahr am 3. Dezember die Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung sensibilisieren soll und dazu beitragen will, ihre Würde, ihre Rechte und ihr Wohlergehen zu fördern.

Bereits 1981 feierten die Vereinten Nationen das "Jahr der Behinderten". Im Dezember 1982 wurde dann schon ein Aktionsplan für die Anliegen behinderter Menschen entwickelt. Die Jahre 1983 bis 1993 wurden sogar zum "Jahrzehnt der behinderten Menschen" ausgerufen. Zum Abschluss richtete die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 3. Dezember als "Internationalen Tag der Behinderten" ein.

Studium scheitert an fehlenden Gebärdensprachdolmetschern

In Deutschland leben ca. 6,9 Millionen schwerbehinderte Menschen, die man in der Öffentlichkeit allerdings kaum wahrnimmt, weil ihnen bei der Teilnahme an eben dieser ganz schön große Steine in den Weg gelegt werden. Ein großer Teil der SchülerInnen mit Behinderung wird zum Beispiel in Sonderschulen statt in integrativen Schulen unterrichtet. Viele träumen von einer schönen Arbeitsstelle, von einer Teilhabe am kulturellen und sozialem Leben und von einem selbstbestimmten Dasein im eigenen Zuhause. Doch davon sind viele Behinderte noch weit entfernt.

Die neue Bundesregierung hat in ihrem 134-seitigen Koalitionsvertrag nur wenige Wörter übrig für die Belange dieser Bevölkerungsgruppe, kritisieren Behindertenbeauftragte der Länder. Dort ist zu lesen, man trete für die tatsächliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein und wolle die Rahmenbedingungen positiv gestalten. Das ist aber vielen Behindertenbeauftragten zu wenig konkret. Auch der behinderten- und tourismuspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag Ilja Seifert, selbst Rollifahrer, ist enttäuscht darüber, dass "es [..] nicht einmal zur rein formalen Benennung einer oder eines Behindertenbeauftragten [im Bundestag reicht]. Vielleicht sollte die Regierung sich - frei nach Brecht - neue, brave Behinderte wählen", sagte er in einer Pressemitteilung.

Er sehe auch viele ‚kleine' Probleme, die ihrer Lösung harren. "So gibt es junge Menschen mit Behinderungen, die nicht studieren können, weil ihnen die erforderliche Assistenz, etwa zum Gebärdensprachdolmetschen, verwehrt wird. Die Versorgung mit Hilfsmitteln lässt ebenfalls zu wünschen übrig, was unter anderem darin zum Ausdruck kommt, dass es Standardrollstuhl statt individuell angepasster Modelle gibt."

Die Einbeziehung behinderter Menschen, die Berücksichtigung ihrer Rechte und Bedürfnisse von Anfang an, sowie die Verwirklichung der Teilhabe behinderter Menschen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens stehen auch im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die der Deutsche Behindertenrat (DBR) heute in Berlin abhält.

Im Frühjahr dieses Jahres wurde die UN-Konvention zur Wahrung der Rechte von Menschen mit Behinderungen zwar auch in Deutschland ratifiziert, aber noch kaum etwas davon wurde umgesetzt. Das Aktionsbündnis deutscher Behindertenverbände tritt dafür ein, die Politik entscheidend mitzubestimmen, damit die in der UN-Konvention festge­schriebenen Rechte schnell in die Realität überführt werden.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 3. Dezember 2009