„Klimafreundlich“ führt in die Irre

vzbv fordert mehr Transparenz in der Werbung

Die Begriffe "klimafreundlich" und "klimaneutral" verwirren VerbraucherInnen mehr als dass sie informieren. Das belegt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest, die der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) heute in Berlin veröffentlichte. Danach glauben 23,5 Prozent der Befragten, dass ein als "klimaneutral" bezeichnetes Produkt das Klima gar nicht belastet, 40,8 Prozent sind überzeugt, dass es für das Klima weniger schädlich ist und jeder Zehnte ist der Meinung, dass eine "klimafreundliche" Ware das Klima gar nicht belastet.

"Die Begriffe vermitteln den falschen Eindruck, dass in der Herstellung oder Bedienung der Produkte weniger oder gar kein CO2 entsteht", kritisiert vzbv-Vorstand Gerd Billen. Die Realität sieht anders aus: So werben die Hersteller mit dem Begriff "klimaneutral", wenn ein Teil der Einnahmen für das Produkt in CO2-kompensierende Projekte wie Aufforstungsarbeiten fließt. Als "klimafreundlich" wird ein Produkt häufig bereits dann bezeichnet, wenn die mit ihm verbundene CO2-Belastung nur geringfügig unter dem Durchschnitt liegt. "Die Verbraucher benötigen mehr Transparenz. Erforderlich sind verbindliche Standards für Werbung mit Klimaschutzargumenten", verlangte Billen.

Um Unklarheiten zu beseitigen und Standards für die Nutzung dieser Begriffe zu schaffen, geht der Verbraucherzentrale Bundesverband gegen rechtlich bedenkliche Werbung in diesem Bereich vor.

Elf Prozent denken bei "klimafreundlich" an neue Autos

Insbesondere die CO2-intensiven Energie- und Automobilbranchen werben für ihre Produkte mit Klimaschutzargumenten, offenkundig mit Erfolg: Nach Produkten befragt, die sie mit dem Begriff "klimafreundlich" verbinden, denken elf Prozent der Verbraucher an neue Autos. Allerdings fällt einem Großteil der Befragten bei den Begriffen "klimafreundlich" (41 Prozent) und "klimaneutral" (64,9 Prozent) kein Produkt ein.

Bundesregierung muss sich für weitreichende Klimaschutzziele einsetzen

Anlässlich des UN-Weltklimagipfels in Kopenhagen hat der Verbraucherzentrale Bundesverband ein Positionspapier veröffentlicht und dieses Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie den zuständigen Bundesministern, Bundestagsausschüssen und Verbänden zukommen lassen. Darin tritt der vzbv für ein CO2-freies Wohlstandsmodell und eine emissionsfreie Stromversorgung bis 2050 ein. "Die Bundesregierung muss sich in Kopenhagen für eine Reduktion der Treibhausgase bis 2050 um 95 Prozent im Vergleich zu 1990 einzusetzen", fordert Billen. Die Europäische Union habe sich zu einer Reduktion von 80 bis 95 Prozent bekannt, Deutschland müsse jedoch eine Führungsrolle beim Klimaschutz einnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen sei es unter anderem erforderlich, den Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung, die Energieeffizienz im Gebäudesektor und Verkehr, aber auch in der Landwirtschaft massiv zu erhöhen. Das Positionspapier kann unter www.verbraucherfuersklima.de heruntergeladen werden.

Verbraucher können auf Klimaschutzwerbung hinweisen

Die Umfrage zu dem Begriff "klimafreundlich" wurde unter 573 Bundesbürgern, die Befragung zum Begriff "klimaneutral" unter 526 Befragten im Zeitraum September und Oktober 2009 durchgeführt. Unter dem Motto "für mich. für dich. fürs klima." rufen die Verbraucherzentralen derzeit die Verbraucher auf, ihnen Hinweise über Werbung mit Klimaschutzargumenten mitzuteilen, direkt bei den Verbraucherzentralen oder unter www.verbraucherfuersklima.de.

für mich. für dich. fürs klima.

für mich. für dich. fürs klima. ist ein Bündnis des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) mit den 16 Verbraucherzentralen der Bundesländer, dem Deutschen Mieterbund (DMB), der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem VerbraucherService (VS) im Katholischen Deutschen Frauenbund und Germanwatch.

Die Verbraucherallianz klärt mit bundesweiten Aktionen über die Chancen jedes Einzelnen beim CO2-Sparen auf. Gegenüber Politik und Wirtschaft vertritt sie die Interessen der Verbraucher für einen Klimaschutz ohne Hürden. Die Kampagne wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 2. Dezember 2009