Schwaches Licht, schwache Moral

Studie: Dunkelheit verführt zu unethischem Verhalten

Typen mit Sonnenbrillen wirken oft nicht besonders vertrauenerweckend. Das liegt möglicherweise nicht nur daran, dass wir ihre Absicht nicht an ihren Augen ablesen können, sondern dass sie sich anonymer fühlen und sich darum auch unmoralischer verhalten. Das legen die Ergebnisse einer kanadisch-amerikanischen psychologischen Studie nahe. Die Wissenschaftler testeten in drei unterschiedlichen Situationen, wie sich die Fairness und moralische Entscheidungen unter dem Einfluß von Licht oder seinem Fehlen veränderten. Die Probanden sollten beispielsweise in einem hell beleuchtetem oder in einem abgedunkeltem Raum Zahlenpaare in einer Zahlenreihe finden. Zuvor hatten sie Geld in einem Umschlag bekommen und durften sich davon für jedes richtige Paar einen kleinen Geldbetrag nehmen, den Rest sollten sie beim Verlassen des Raumes in einem zweiten Umschlag abgeben. Der Witz bei der Sache: sie selbst durften ihre Ergebnisse auswerten und sich dafür belohnen. Obwohl es keine Unterschiede in der Leitung gab, strichen die Testpersonen im abgedunkelten Raum mehr Geld ein als die Personen im hellerleuchteten Raum. In zwei weiteren Tests wurden einige der Freiwilligen mit Sonnenbrillen ausgestattet und sollten Geld mit einem Fremden, den sie nicht sehen konnten, teilen. Auch hier zeigten sich die Brillenträger egoistischer und legten ein weniger soziales Verhalten an den Tag als die Nichtbrillenträger.

Anonymer durch Sonnenbrille?

Die ForscherInnen überprüften dabei auch, inwieweit die Probanden sich durch die verdunkelten Gläser anonymer fühlten. Und obwohl eine Sonnenbrille natürlich eigentlich keinerlei Einfluss darauf hat, wie anonym eine Situation ist, bewirkte sie offenbar, dass die Situation sich für die Betroffenen zumindest anonymer anfühlte.
Für die ForscherInnen zeigen die Versuche, dass Dunkelheit offenbar eine Art Pseudo-Anonymität kreiert, die zwar nichts mit der realen Situation zu tun hat, die Menschen aber offenbar trotzdem zu unmoralischem Verhalten verleitet. Einer der Autoren fasst das Resultat wie folgt zusammen: "Man stelle sich eine Person vor, die alleine in einem geschlossenen Raum entscheidet, einen Fremden in einer E-Mail zu belügen. Natürlich wird es für den aktuellen Level der Anonymität keine Rolle spielen, ob der Raum gut beleuchtet ist oder nicht. Trotzdem erlaubt die Dunkelheit in einer solchen Situation unethisches Verhalten."
Und die Moral von der Geschicht? Trau Geschäften im Dunkeln nicht ;-).

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemeldung - Stand: 2. März 2010