E-Mails verleiten zum Lügen

Studie: Unpersönlichkeit fördert unmoralisches Handeln

Lügen, dass sich die Balken biegen? In E-Mails fällt uns das laut einer amerikanischen Studie leichter als in handgeschriebenen Briefen. Die US-Forscher stellten fest, dass sich die Probanden beim E-Mail-Austausch häufiger gegenseitig über den Tisch zogen als beim Briefverkehr.
Als Begründung nennen die Forscher, dass E-Mails viel kurzlebiger sind als Briefe. Scheinbar gilt immer noch: Briefe sind etwas für die Ewigkeit. Während man diese oft länger aufbewahrt, landet die elektronische Variante meist doch ziemlich schnell im virtuellen Papierkorb.
Ein Brief nimmt mit seiner Verfassung und dem anschließenden Gang zum Briefkasten nicht nur mehr Zeit in Anspruch, er erscheint auch noch persönlicher, da er handgeschrieben ist. E-Mails werden offenbar als weniger persönlich empfunden, daher fühlen wir uns weniger an moralische Normen gebunden. Genauso schnell, wie diese verfasst werden, werden sie meist gelesen und auch wieder gelöscht.

Das Experiment

In dem Experiment der Forscher bekamen die Probanden eine imaginäre Kasse mit dem Inhalt von 89 Dollar geschenkt. Sie sollten einem unbekannten Versuchspartner entweder per Brief oder per E-Mail mitteilen, wie viel Geld in ihrer Kasse ist und wie viel davon sie zu teilen bereit währen.
Die E-Mail-Schreiber logen dabei deutlich häufiger als die Briefe-Schreiber. Sie fühlten sich stärker dazu berechtigt, die Unwahrheit zu sagen und zu ihren eigenen Gunsten zu handeln. Sie logen nicht nur bei dem Betrag, der sich in ihrer Kasse befand, sondern behandelten ihre Geschäftspartner beim Verteilen des Geldes auch unfairer.
Scheinbar wird die elektronische Kommunikation als unverbindlicher wahrgenommen, so fällt es einem leichter, sein unmoralisches Handeln schön zu reden.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 29. April 2010