Zum Wohl der Gemeinschaft

Die Gruppe geht vor - aber nur, wenn sie mit anderen konkurriert

Sicher kennt ihr das Phänomen: Muss man nur für seinen eigenen Erfolg sorgen, setzt man die Ellbogen ein und ist sich selbst die Nächste, sobald man aber Teil einer Gruppe ist, rutschen die eigennützigen Interessen in den Hintergrund und die der Gruppe werden wichtiger. Besonders dann, wenn diese Gruppe mit anderen Gruppen in Konkurrenz steht. Mitglieder einer solchen Gruppe sind sogar nicht nur weniger egoistisch, sondern sie sorgen dafür, dass auch andere mehr Gruppensinn entwickeln. Das geht so weit, dass sie auch eigene Nachteile hinnehmen, um egoistische Mitglieder ihrer Gruppe zu bestrafen. Diese Erkenntnis hat eine Forschergruppe am Jenaer Max Planck Institut für Ökonomik gewonnen.

Oft hängt der Erfolg einer Gruppe davon ab, dass ihre Mitglieder entgegen eigennütziger Interessen zum Wohle der Gemeinschaft zusammenarbeiten. Wie gut Mitglieder von Gruppen zusammenarbeiten, die miteinander konkurrieren und wie sie reagieren, wenn einzelne nur ihren Eigennutz verfolgen, das war Gegegenstand eines spieltheoretischen Laborexeriments der Jenaer ForscherInnen. „Wir wussten, dass Gruppen, deren Mitglieder kooperieren, erfolgreicher sind. Unter welchen Umständen aber werden sie aktiv, wenn egoistisches Verhalten dem Erfolg der Gruppe im Weg steht?“, erläutert Studienleiter Lauri Sääksvuori die Fragestellung, die er mit seinen Kollegen Tapio Mappes und Mikael Puurtinen von der Universität Jyväskylä in Finnland untersucht hat.

*Das Experiment*
Die Forscher bildeten Gruppen, deren Mitglieder in 30 Spielrunden Gelder auf ein eigenes oder das Gruppenkonto verteilen konnten. Den Betrag auf dem Gruppenkonto verdoppelten die Forscher nach jeder Runde und teilten ihn unter allen Mitgliedern auf – das Geld nur für sich zu horten, half also nur dem Einzelnen, wirkte sich aber negativ auf den Erfolg aller aus. Allerdings variierten die ForscherInnen die Bedingungen: In einigen Gruppen bestand die Möglichkeit, egoistische Mitglieder durch Punktabzug zu bestrafen – dafür musste allerdings auch die strafende Person selbst Punkte einbüßen. Gleichzeitig standen manche Gruppen im Wettbewerb miteinander, dort gewann die Gruppe mit dem am besten gefüllten Gemeinschaftskonto bei Spielende.

*Eigener Nachteil wird zum Vorteil der Gruppe in Kauf genommen*
Aus der Verhaltensforschung kennt man das Schema, dass die meisten nicht selbst strafen würden, sondern lieber abwarten, um die Kosten für die Strafe anderen zu überlassen. Wenn aber alle Mitglieder so handeln, blockiert sich die Gruppe, und der Erfolg sinkt. Bei diesem Experiment beobachteten die Forscher ein anderes Verhalten: Sobald ihre Gruppe im Wettbewerb mit anderen steht, warten die Mitglieder nicht mehr ab, ob ein anderer die Bestrafung durchführt – sie handeln schnell und nehmen die Kosten auf sich, zum Vorteil der ganzen Gruppe.

*Durch Wettbewerb zum Energiesparer werden - oder das Osterkörbchen füllen ;-)*
„Der Wettbewerb zwischen den Gruppen bietet damit einen Anreiz-Mechanismus, um kulturelle Einstellungen zu verändern. Ein Fußballteam spielt auch mannschaftsdienlicher, wenn es um den Pokal geht“, ordnet Lauri Sääksvuori die Ergebnisse ein. Die ForscherInnen sehen vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Unter anderem könnte die Politik spielerische Anreize schaffen, Energie zu sparen. So könnte ein Wettbewerb zwischen Dörfern oder Gemeinden um den Titel der größten Energiesparer helfen, den sozialen Druck auf notorische Energieverschwender zu erhöhen.

Zu Ostern könntet ihr euch jetzt schon diese Erkenntnisse zu Nutze machen und Ostereier-Such-Teams bilden. Wär doch interessant zu sehen, ob das die Füllhöhe der Osterkörbchen beeinflusst ;-).

Schöne Feiertage!!

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Autorin / Autor: Redaktion, Bild - Stand: 21. April 2011