Wieder mehr Treffen im Real Life?

Die JIM-Studie 2022 zur Mediennutzung ergab: Jugendliche treffen sich wieder mehr mit Freund:innen

Bild: Amelie

Der Alltag von Jugendlichen ist in den letzten Jahren durch Krisenerfahrungen stark beeinflusst. Seit 2020 hat die Corona-Pandemie Freizeit- und Medienaktivitäten verändert. Erst in diesem Jahr nähern sich die Umstände wieder denen vor Pandemiebeginn an. Dies spiegelt sich etwa in der Freizeitgestaltung Zwölf- bis 19-Jähriger wider. So treffen sich Jugendliche wieder mehr mit Freund:innen und besuchen Sportveranstaltungen. Auch die tägliche Internetnutzung in der Freizeit liegt 2022 mit durchschnittlich 204 Minuten wieder auf dem Niveau vor Pandemiebeginn (2021: 241 Min., 2020: 258 Min., 2019: 205 Min.). Dies sind Ergebnisse der JIM-Studie 2022 (Jugend, Information, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, die am 25. November veröffentlicht wurde. Für die repräsentative Studie wurden vom 2. Juni und 16. Juli 2022 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren in Deutschland telefonisch oder online befragt.

Fake News und Hassbotschaften

Die Studie zeigt aber leider auch, dass Desinformation und Beleidigungen im Netz für viele Jugendliche zum digitalen Alltag gehören. Demnach geben 56 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen an, im letzten Monat im Netz Fake News begegnet zu sein. Extreme politische Ansichten und Verschwörungstheorien liegen bei jeweils 43 Prozent, gut ein Drittel der Befragten wurde mit Hassbotschaften konfrontiert und 16 Prozent waren persönlichen Beleidigungen ausgesetzt.

Buch vs. Digital-Angebote

Eine Rückkehr zu dem Stand von 2019 ist auch bei der Lesedauer zu sehen, die nun wieder bei durchschnittlich 53 Minuten täglich liegt (zum Vergleich: 2020 lag sie bei 74 Minuten). In manchen Bereichen ist allerdings auch zu beobachten, dass es bei einer erhöhten Mediennutzung bleibt. So liegt die durchschnittliche Zeit, die Jugendliche täglich digital spielen, mit 109 Minuten weiterhin auf Vorjahresniveau und deutlich über dem Wert von 2019 (81 Minuten).

Sendungen, Serie und Filme

Für die Online-Nutzung von Sendungen, Serien und Filmen sind weiterhin Netflix und YouTube am relevantesten. Jede:r Zweite nutzt hierzu diese Plattformen regelmäßig. Wenn es um kürzere Videos und Clips geht, ist YouTube immer noch sehr beliebt, obwohl die regelmäßige Nutzung im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist.

Im Zusammenhang mit YouTuber:innen/Influencer:innen wird oft das Thema Werbung diskutiert. 72 Prozent der Befragten finden es in Ordnung, wenn YouTuber:innen/Influencer:innen Geld mit ihren Beiträgen verdienen. Und 40 Prozent haben auch schon mal etwas gekauft, weil es in einem solchen Beitrag empfohlen wurde. Knapp die Hälfte findet diese Art von Werbung sogar ehrlicher als Fernsehwerbung, weil zwei Drittel der Jugendlichen davon ausgehen, dass Werbung bei Youtuber:innen/Influencer:innen immer als solche gekennzeichnet ist. Jede:r Vierte kann sich vorstellen selbst einmal YouTuber:in/Influencer:in zu werden.

Die wichtigsten Apps

WhatsApp bleibt die wichtigste App für Zwölf- bis 19-Jährige. 93 Prozent nutzen den Dienst regelmäßig. Instagram liegt mit deutlichem Abstand auf dem zweiten Platz (62 %). Nach dem starken Rückgang im letzten Jahr (-14 Prozentpunkte), ist damit wieder ein leichter Anstieg zu sehen (+4 PP). TikTok wird von über der Hälfte der Jugendlichen regelmäßig verwendet und baut damit seinen Vorsprung zu Snapchat (45 %) weiter aus. Facebook wird, ähnlich wie 2021, nur noch von einem Viertel der Jugendlichen regelmäßig genutzt.

Musik und Radionutzung

Spotify ist weiterhin der wichtigste Weg zum Musikhören. Über die Hälfte nutzt die Plattform hierfür regelmäßig. Auf dem zweiten Platz folgen Radiosender, die von 45 Prozent zum Musikhören verwendet werden. Das Radiohören hat sich nach einem Rückgang der Nutzung zu Beginn der Corona-Pandemie seit letztem Jahr wieder stabilisiert und liegt auch 2022, mit einer regelmäßigen Nutzung von 57 Prozent, wieder fast auf dem Vorjahresniveau. Dabei geben 82 Prozent der Radiohörer:innen an, das Radio einzuschalten, um Musik zu hören, 61 Prozent, um neue Musik kennenzulernen. 59 Prozent hören Radio, um auf dem Laufenden zu bleiben, jede:r Zweite nutzt Radio für regionale Informationen.

Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien)

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der JIM-Studie 2022 in vielen Bereichen eine Rückkehr zur Lage vor Pandemiebeginn. In anderen Bereichen wie beispielsweise den digitalen Spielen sei allerdings eine Verstetigung der Entwicklung zu beobachten.

Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab.

Alle Ausgaben der JIMStudie von 1998 bis 2022 sind als PDF hier abrufbar:

Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion: Bild: Amelie - Stand: 28. November 2022