Wer sich ändert, wird gemocht

PsychologInnen fanden heraus, dass Jugendliche mehr Toleranz für Gleichaltrige haben, die an ihren "Fehlern" arbeiten

Jungs und Mädchen, die nicht gerade vom Glück verwöhnt sind und Eigenschaften haben, die keiner will, haben es meist schwerer als sympathische, gut aussehende Jugendliche. Oft werden sie gemobbt und ausgegrenzt, auf jeden Fall aber nicht sonderlich gemocht. Ein Psychologie-Team an der Kansas State University untersucht jetzt genauer, wie Jugendliche Gleichaltrige wahrnehmen, die verschiedene solcher "unerwünschten" Eigenschaften haben, und ob es einen Unterschied in der Akzeptanz gibt von zum Beispiel armen oder extrem aggressiven MitschülerInnen.

Die Forscher werteten Antworten von 137 SchülerInnen der dritten bis achten Klasse aus, die Interviews mit sechs hypothetischen männlichen Altersgenossen vorliegen hatten. Die erfundenen Personen waren ein armer Student, ein schlechter Sportler, extrem übergewichtig, extrem aggressiv, extrem schüchtern oder hatten Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

"Wir ließen die Kinder glauben, dass wir diese sechs Gleichaltrigen zweimal im Abstand von einem halben Jahr interviewt hatten", sagte Mark Barnett, Professor für Psychologie. Im ersten Interview beschrieben die Phantom-Schüler ihr Problem und erklärten, wie sie es in den Griff kriegen wollten. Im zweiten Interview (das angeblich ein halbes Jahr später stattfand) sollten die Befragten dann erzählen, was sie alles unternommen hatten, um sich zu ändern und einschätzen, wie erfolgreich sie damit waren.

Die Versuchspersonen wurden dann gebeten, ihre Haltung gegenüber jedem Interviewpartner auf einer Fünf-Punkte-Skala zu dokumentieren.

Das Ergebnis: Je mehr die SchülerInnen fanden, dass die Interviewten selbst Schuld an ihren unerwünschten Eigenschaften seien, desto eher waren sie bereit, sie zu ärgern und sich über sie lustig zu machen, anstatt ihnen zu helfen. Die Eigenschaften, die die Schülerinnen am wenigsten akzeptabel fanden, waren Übergewicht und Aggressivität, wohingegen ein armer Student, ein armer Sportler, oder jemand, der extrem schüchtern oder hyperaktiv war, schon eher gemocht wurde. Die Abneigung steigerte sich noch, wenn sie das Gefühl hatten, dass die Interview-Partner sich nicht ändern wollten.

Mädchen schienen den Außenseitern gegenüber allerdings freundlicher eingestellt als Jungs, stellte das Forscher-Team fest - außer bei den Eigenschaften Übergewicht und Aggressivität. Für Gleichaltrige mit diesen Merkmalen zeigten beide, Mädchen und Jungen, die gleiche Abneigung, und beide glaubten, dass diese Jugendlichen eine erhöhte Schuld an ihren Zustand trifft.

Das Team fand aber auch einen Hoffnungsschimmer für Kinder, die sich mit solchen Eigenschaften herumzuschlagen haben: "Wenn die Versuchspersonen dachten, dass "ihr" Außenseiter versucht hat, sich zu ändern, beeinflusste das durchaus ihre Haltung positiv", sagte Barnett. "Jugendliche, die sich erfolgreich ihren Problemen stellen waren ebenso beliebt, wie jene, die überhaupt erst mal versuchen, sich zu ändern und viel Mühe darin investieren."

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 12. Oktober 2011