Wer beeinflusst wen?

Studie zeigt, was die Menge der Freundschaften mit Einflussnahme in einer Partnerschaft zu tun hat

Wieso ist es in Freundschaften oft so, dass eine Person einen größeren Einfluss hat auf die andere als umgekehrt? Was verleiht einem/einer Freund:in Einfluss auf die oder den andere:n? Die Frage, wer wen beeinflusst, wurde schon häufig diskutiert; viel weniger ist aber darüber bekannt, warum wir dazu neigen, uns von anderen beeinflussen zu lassen. Eine wissenschaftliche These lautet: Konformität, also Anpassung, kann Ähnlichkeit fördern. Ähnlichkeit wiederum erleichtert das Miteinander und verringert das Risiko, dass Meinungsverschiedenheiten über Unähnlichkeiten die Freundschaft zerbrechen lassen. So gesehen ist Angleichung eine wirksame Strategie, um Freund:innen zu beschwichtigen und die wichtigen Vorteile, die eine Freundschaft mit sich bringt, zu erhalten.

Forscher:innen der Florida Atlantic University untersuchten nun die Hypothese, dass die Anfälligkeit für Beeinflussung innerhalb einer Freundschaft steigt, wenn man weniger Freund:innen hat als der/die Partner:in. Der Grund: weniger Freund:innen außerhalb der "Kern-Freundschaft" zu haben, erhöhe die Chancen, dass man der anderen Person ähnlicher werde und besser zusammenpasse. In einer Studie untersuchten sie eine gemischte Gruppe von Sechstklässlern einer öffentlichen Mittelschule in Südkalifornien, die über ein ganzes Schuljahr hinweg in wechselseitigen Freundschaften beobachtet wurden.

Mehr Freund:innen = mehr Einfluss?

Die Ergebnisse, die im Journal of Youth and Adolescence veröffentlicht wurden, zeigten, dass diejenigen mit weniger Freund:innen tatsächlich eher von Kindern mit mehr Freund:innen beeinflusst wurden. Und dass die Beeinflussten ihren Freund:innen mit mehr Beziehungen immer ähnlicher wurden. Interessante Ausnahme: Das schulische Leistungsverhalten war der einzige Bereich, in dem die Kinder mit weniger Beziehungen auch jene mit mehr Freund:innen beeinflussten.

"Besonders wichtig ist, dass die Beeinflussbarkeit nicht davon abhängt, ob man wenige Freunde hat, sondern davon, ob man weniger Freunde hat als sein Partner. Die Kinder mit den meisten Freunden waren nicht die einflussreichsten, und die Kinder mit den wenigsten Freunden waren auch nicht am anfälligsten für Beeinflussung", sagte Dr. Brett Laursen, Professor für Psychologie am Charles E. Schmidt College of Science der FAU. Allerdings sei die Gesamtzahl der Freund:innen, die ein Kind hat, nicht ausschlaggebend. Entscheidend sei vielmehr, ob das Kind weniger Freund:innen hat als der Partner oder die Partnerin.

Anpassung reduziert Konfliktquellen

"Im Vergleich zu jenem mit relativ vielen Freunden hat der Partner mit weniger Freunden mehr Angst vor dem Verlust der Beziehung und investiert daher mehr in deren Erfolg. Kinder, die bei der Auflösung einer Freundschaft mehr zu verlieren haben, sind sich bewusst, dass Konformität dazu beiträgt, bestehende Freundschaften zu erhalten. Anpassung stärkt Gemeinsamkeiten, sie ist die Grundlage für gemeinsame Freude, und sie reduziert potenzielle Konfliktquellen, die den Austausch stören könnten", so Laursen. "Sie wissen auch, dass ihr Partner, der mehr Freunde hat, weniger Schwierigkeiten haben wird, jemanden zu finden, mit dem er abhängen kann, und daher keinen Anreiz hat, entgegenkommend zu sein. Irgendjemand muss nachgeben, und der Partner mit weniger Freunden geht davon aus, dass er dieser Jemand ist". 

Anpassung könne für diejenigen, die nur wenige Alternativen haben, eine wichtige Strategie sein, um Freundschaftsbande zu stärken und das Zusammenpassen dadurch zu fördern, dass man die Unähnlichkeiten reduziere. "Konformität kann mit Kosten verbunden sein, aber viele Jugendliche sind bereit, diese zu tragen, offenbar um in der Gunst eines Freundes zu bleiben".

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 9. Februar 2023