Wenn Fische umziehen

Meerestiere reagieren schneller auf Klimawandel als Landlebewesen

Was wäre, wenn der Frühling jedes Jahr zehn Tage früher beginnen würde? Oder die Länder am Äquator unbewohnbar werden und alle Menschen in den kalten Norden oder den kalten Süden ziehen würden? Die Tierwelt steht vor genau diesen Problemen, die vom Klimawandel verursacht werden. Eine internationale Forschungsgruppe hat sich mit den Auswirkungen des Klimawandels im Wasser und auf dem Land beschäftigt und ist dabei zu überraschenden Ergebnissen gekommen:  Das Leben im Wasser passt sich dem globalen Klimawandel viel stärker an, als Landlebewese es tun.

                                                                                           
*Einen Schritt voraus*
Dass Wasser sich nicht so schnell erwärmt wie der Boden, ist bekannt: Temperaturen an Land steigen dreimal stärker als im Wasser! Und eigentlich wäre es da nur logisch, dass sich die Tierbevölkerung an Land dem Klimawandel schneller anpasst. Doch tatsächlich sind die Wasserlebewesen ihren Geschwistern am Land einen Schritt voraus. Das ergaben die Auswertungen von rund 1.735 Studien. Besonders auffällig: Die Verschiebung von Lebensräumen. Weil es um den Äquator herum immer heißer wird, zieht es die Tiere nach Norden oder Süden in die kälteren Polarregionen. Auch diese Regionen sind im Laufe der Zeit wärmer geworden und können nun problemlos von Tieren bevölkert werden, die dort ursprünglich nicht leben. Im Wasser zieht es die Tiere rund 72 km innerhalb von 10 Jahren zu den Polen, an Land sind es im gleichen Zeitraum nur 6 km.
„Nur weil zum Beispiel bestimmte Fischarten ihren Lebensraum weiter in Richtung Nord- oder Südpol verlagern, heißt dies noch lange nicht, dass es in den ursprünglichen Gebieten keine Fische mehr gibt“, erklärt Paläobiologe Kießling. „Allerdings wird es in Äquatornähe schwierig die abwandernden Arten durch Einwanderer zu ersetzen.“
                                                                                         
*Früher Frühling*
Auch die Auswirkungen der Jahreszeiten auf das Leben im Wasser und an Land sind von dem Klimawandel beeinflusst. An Land treten typische Frühjahrsereignisse, z.B. das Brüten der Vögel, im Verlauf von 10 Jahren zweieinhalb Tage früher auf. Im Wasser sind es knapp vier Tage. Das klingt harmlos, doch es gibt noch größere Veränderungen: Bei Zooplankton und Knochenfische verschieben sich die Frühjahrsereignisse um ganze elf Tage in nur zehn Jahren. Die rasante Entwicklung im Meer wird auch Veränderungen an Land mit sich ziehen. Welche, ist noch nicht klar. Das wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.

Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler in der Online-Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht (doi10.1038/nclimate1958).

Autorin / Autor: Sarah Ganss / Pressemitteilung ; - Stand: 5. August 2013