Wegschauen oder handeln?

Umweltkommunikation sollte berücksichtigen, welche Art von Problembewältigungsstrategie Menschen haben, so eine neue Studie

Welchen zwei Typen von Menschen fühlt ihr euch eher zugehörig? Denen, die sich große Sorgen wegen des Klimawandels machen und versuchen, ihr Verhalten zu ändern oder denen, die lieber wegschauen, weil sie denken, man könne eh nichts mehr ändern? Laut einer neuen Studie gibt es tatsächlich diese zwei Typen von Menschen, wenn es um die Bewältigung des Klimawandels geht. Sabrina Helm von der University of Arizona zeigt, dass die Kenntnis der beiden Typen den politischen Entscheidungsträgern helfen könnte, ihre Botschaften zum Klimawandel gezielter einzusetzen. Sie untersucht Klimaangst und Verbraucherverhalten. In ihrer jüngsten Studie, die in der Fachzeitschrift Anxiety, Stress and Coping veröffentlicht wurde, untersuchte sie, wie unterschiedliche Menschen psychologisch und verhaltensmäßig mit dem Stressfaktor des Klimawandels umgehen.

Sie und ihr Team befragte 334 Eltern, die Kinder im Alter zwischen 3 und 10 Jahren hatten, zu ihren allgemeinen Ansichten über den Klimawandel. Das Team wollte wissen, wie gestresst sie sich in Bezug auf Umweltfragen fühlen, wie sie mit diesem Stress umgehen und wie wirksam ihrer Meinung nach die Verbraucher_innen bei der Bekämpfung des Klimawandels sein können. Die Eltern wurden auch gefragt, wie oft sie bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen, z. B. Fleisch essen, mit dem Flugzeug reisen oder sich bemühen, Energie und Wasser zu sparen. Außerdem wurden ihnen Fragen zu ihrer geistigen und allgemeinen Gesundheit gestellt.

Auf der Grundlage der Umfrageantworten identifizierten die Forschenden zwei vorherrschende Profile zur Bewältigung des Klimawandels: die sogenannte adaptive Bewältigung und maladaptive Vermeidung. Bei der adaptiven Bewältigungsstrategie versuchen Menschen ihr Verhalten zu ändern, um ein Problem zu lösen oder negative Folgen abzumildern. Bei der  maladaptiven Vermeidung handelt es sich dagegen um ein Verhaltensmuster, mit dem Menschen ein Problem eher ignorieren oder von sich fernhalten.

Etwa 70 % der Befragten gehörten der ersten Gruppe an - dem adaptiven Bewältigungsprofil. Sie neigten dazu, sich mehr Sorgen um die Umwelt und den damit verbundenen Stress zu machen, und glaubten eher daran, dass Verbraucher_innen etwas bewirken können. Sie äußerten auch eher den Wunsch, Probleme zu lösen, und waren eher bereit, sich umweltfreundlich zu verhalten.

Die restlichen 30 % gehörten zur Gruppe der maladaptiven Vermeidungsbewältigung. Sie fühlten sich seltener schuldig oder persönlich für den Klimawandel verantwortlich als die Befragten der ersten Gruppe. Sie waren auch weniger geneigt, sich umweltfreundlich zu verhalten oder zu glauben, dass ihr Handeln etwas bewirken würde.

*Sind klimabewusste Menschen gestresster?*
Helm und ihr Team fragte sich, ob die Menschen in der Gruppe mit dem adaptiven Ansatz - die tendenziell mehr klimabedingten Stress empfinden - insgesamt eine schlechtere psychische Gesundheit haben würden, da frühere Studien einen Zusammenhang zwischen Umweltstress und negativer psychischer Gesundheit festgestellt haben. Überraschenderweise fanden sie aber keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf den allgemeinen Gesundheitszustand, Angstzustände oder depressive Symptome.

"Insgesamt wissen wir, dass die Angst vor dem Klimawandel zunimmt, und das könnte für beide Profile zutreffen", so Helm. "Wir haben uns nicht speziell mit der Klimaangst befasst, sondern mit depressiven und Angstsymptomen im Allgemeinen; die beiden Gruppen unterschieden sich nicht in ihrem Angstniveau oder in Bezug auf die psychische Gesundheit."

Es gab auch keine signifikanten Unterschiede in der demografischen Zusammensetzung der beiden Gruppen, wenn es um Faktoren wie Herkunft, Einkommen, Bildungsniveau oder Beschäftigungsstatus ging. Allerdings waren Frauen eher in der Gruppe der adaptiven Bewältigungsstrategien zu finden, was mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen übereinstimmt, so Helm. "Es gibt eine ganze Reihe von Literatur, die darauf hindeutet, dass Frauen sich mehr Sorgen um die Umwelt machen", so die Wissenschaftlerin.

Die Tatsache, dass die demografischen Merkmale der beiden Gruppen so ähnlich waren, legt nahe, dass eine gezielte Ansprache zum Thema Klimawandel auf der Grundlage allein solcher Kriterien nicht die effektivste Strategie sein könnte, so Helm. Es könnte nützlicher sein, erstmal das Bewältigungsprofil einer Person in Bezug auf den Klimawandel zu bestimmen, um auf dieser Grundlage Kommunikationswege zu Umweltthemen zu erarbeiten und den Menschen zu sagen, was sie tun können, um etwas zu verändern.

"Diejenigen, die sich bereits für die Umwelt einsetzen, müssen in ihrem Verhalten bestärkt werden, während diejenigen, die dem maladaptiven Vermeidungsprofil angehören, nicht viel tun und einen Anreiz brauchen, damit sie anfangen, etwas zu tun". Künftige Forschungen sollten laut Helm untersuchen, ob bei Kindern und Jugendlichen die gleichen Bewältigungsprofile existieren, da sie möglicherweise noch größere Angst vor dem Klimawandel haben. "Aus anderen Daten geht hervor, dass die Besorgnis über den Klimawandel und die klimabezogenen Ängste bei jungen Menschen besonders ausgeprägt sind", so Helm. "Unsere Studie bezog sich nicht auf die Gruppe der unter 18-Jährigen, daher wäre es interessant zu verstehen, was in dieser Bevölkerungsgruppe vor sich geht, um zu sehen, ob unsere Ergebnisse dort zutreffen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 3. Februar 2022