Wasser marsch?

Studie zum Weltwassertag am 22. März zeigt erschreckende Ungleichheit beim Zugang zu sauberem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser

Den Hahn aufdrehen und schon kommt es herausgesprudelt - der permanente Zugang zu sauberem Trinkwasser ist für die meisten Menschen in Deutschland alltäglich. Das ist nicht überall so. Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser. Und mehr als die Hälfte der Menschen kann keine sicheren sanitären Anlagen benutzen.
Zu diesen Ergebnissen kommen die Autor_innen des Weltwasserberichts 2019 „Niemanden zurücklassen“, der pünktlich zum Weltwassertag am 22. März mit neuen Zahlen zur weltweiten Wasserversorgung aufwartet. Dafür hat die UNESCO im Auftrag der Vereinten Nationen den weltweiten Zugang und die Verteilung von Wasser und sanitären Anlagen untersucht und kommt zu dem Schluss: Wasser ist ungerecht verteilt. Besonders Minderheiten, die ohnehin schon diskriminiert oder benachteiligt werden, haben überdurchschnittlich häufig keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser oder zu sicheren Sanitäranlagen.

*Stadt, Land, Fluss - Die Lage entscheidet*
Laut Bericht steigt der Wasservebrauch jährlich um ein Prozent. Doch dieser Vebrauch ist nicht gerecht auf alle Regionen der Welt verteilt. Mehr als zwei Milliarden Menschen leben in Staaten, die unter sogenanntem "Wasserstress" leiden. Das heißt, dass in diesen Staaten mehr als ein Viertel der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt wird.
Besonders prekär ist die Situation in Afrika, südlich der Sahara. Fast die Hälfte aller Menschen, die keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, lebt in in dieser Region. Und auch der Zugang zu eigenen sanitären Anlagen ist dort rar gesät. 72 Prozent der Menschen müssen sich diese mit anderen Haushalten teilen. In Europa und Nordamerika sieht es in den meisten Haushalten anders aus, aber auch hier leben insgesamt 57 Millionen Menschen ohne häusliche Wasserleitung und 36 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen.
Die Unterschiede sind jedoch nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb einzelner Länder gravierend. Laut Wasserbericht zahlen Slum-Bewohner_innen teilweise ein Zehnfaches dessen für Wasser, was die Bewohner_innen reicher Viertel zahlen. Und auch zwischen der Versorgung von Städten und ländlichen Gebieten gibt es gewaltige Unterschiede. 2015 hatten nur 40 Prozent der Bewohner_innen ländlicher Regionen Zugang zu fließendem Wasser. Noch schlechter bestellt war es um die Abwasserversorgung. Gerade einmal neun Prozent der Haushalte in ländlichen Gebieten waren an eine Kanalisation angeschlossen.

*Besonders benachteiligte Gruppen*
Neben dem Staat, der Region oder dem Viertel in dem Menschen leben, spielen auch andere Faktoren eine große Rolle. Sei es aufgrund ihres Geschlechts, ihres Alters oder ihres sozioökonomischen Status: besonders selten haben Gruppen, die ohnehin schon benachteiligt oder diskriminiert werden, einen dauerhaften Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen.
Auch Geflüchtete oder Binnenvertriebene müssen besonders hohe Hindernisse beim Zugang zu Wasser- und Abwasserversorgung überwinden. Den Autor_innen zufolge stehen in dauerhaften Flüchtlingslagern oder viel frequentierten Grenzstädten häufig nicht ausreichend Wasser oder sanitäre Anlagen zur Verfügung. Eine ungleiche Verteilung von Wasser ist hier nicht nur unfair, sondern kann auch zu Spannungen führen.

*Ökologische Verantwortung*
Ein großes Problem in Deutschland ist die Verschmutzung von Gewässern. Ulla Burchhardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission warnt, dass nur sieben Prozent der Flüsse und Bäche in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand sind. Neben einer schlechten Öko-Bilanz im eigenen Land ist Deutschland aber auch mitverantwortlich für die große Wasserknappheit in anderen Regionen der Welt. Denn durch den Import von Lebensmitteln und Kleidung, die gewaltige Wasserressourcen verbrauchen, vergrößern wir die Wasserknappheit in anderen Teilen der Welt.
Ungerecht ist im Moment also nicht nur die Verteilung von Wasser, sondern auch die der ökologischen und finanziellen Kosten.
Um dem Ziel, dass alle Menschen einen uneingeschränkten Zugriff auf Wasser haben, etwas näher zu kommen, empfehlen die Autor_innen des Wasserberichts, nicht starr an der 'besten' (und damit auch oft teuersten) Lösung festzuhalten, sondern auch unkonventionelle Lösungen in Betracht zu ziehen. Damit es bald in möglichst vielen Regionen heißt: "Wasser marsch!"

Quellen

Autorin / Autor: Karla Groth/ Pressemitteilung - Stand: 22. März 2019