Mit Händen und Füßen

Was wir nachahmen, verstehen wir besser

Bist du eine derjenigen, die immer wild gestikulieren, wenn sie etwas zu erklären haben? Oder musst du grundsätzlich durch die Gegend laufen, um dir Vokabeln merken zu können? Was anderen die Nerven raubt, kommt dir bei der Lösung von Problemen zugute. Dass Bewegung beim Denken hilft, ist schon länger bekannt. Zahlreiche Studien wollen das bereits bewiesen haben. Eine neue Studie geht einen Schritt weiter und zeigt, dass wir Probleme anders lösen, wenn wir unseren Körper gestikulierenderweise zur Hilfe nehmen können, als wenn uns dies verwehrt bleibt.

In einem Experiment testete ein Forscherteam der University of Wisconsin, wie unterschiedliche Testgruppen an Probleme herangehen. Zunächst teilten sie 86 amerikanische Studenten in zwei Gruppen ein. Der ersten Gruppe banden sie die Hände zusammen, der zweiten die Füße. Die TeilnehmerInnen der letzteren Gruppe erlebten somit auch das Gefühl, eingeschränkt zu sein, konnten ihre Hände allerdings frei bewegen. Hinter einer blickdichten Wand versteckt, stellte der Übungsleiter beiden Gruppen Fragen zu einer Abbildung mit Zahnrädern, wie etwa „Wenn fünf Zahnräder in einer Reihe angeordnet sind, und man das erste im Uhrzeigersinn dreht, wie herum dreht sich dann das letzte Rad?“. Die TeilnehmerInnen sprachen die Lösung der Aufgaben laut aus und wurden dabei auf Video aufgenommen.

Anschließend analysierten die ForscherInnen anhand der Aufzeichnungen, wie oft die TeilnehmerInnen gestikulierten, um die Bewegung der Zahnräder nachzuempfinden, ob sie Erklärungen lieferten, die zeigen, dass sie sich die technischen Bewegungen bildlich vorgestellt hatten, oder ob sie eher abstrakte mathematische Regeln anwendeten, um das Problem zu lösen.

Das Ergebnis: Die Probanden, die ihre Hände zum Gestikulieren benutzen durften, taten dies in der Regel auch und spielten die Zahnradbewegungen mit den Händen nach. Diejenigen, die nicht die Hände benutzen konnten gingen eher mit mathematischen Formeln an das Problem heran.

Anscheinend finden wir auch andere Lösungen für komplexe Aufgaben, wenn wir in unserer Bewegung eingeschränkt sind. Wenn es uns aber möglich ist, helfen uns Hände und Füße, räumlich-visuelle Probleme zu lösen. Dies spiegelt sich auch in unseren Beschreibungen wieder: Bei der Addition geht’s „aufwärts“, bei der Subtraktion „abwärts“, eine gute Laune ist „hoch“, eine schlechte „tief“. Bildlich und durch Zeichen versuchen wir, unsere Welt zu strukturieren, sagt Martha Alibali von der University of Wisconsin.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. Juni 2011