Was ist schuld an Aufschieberitis?

Studie: Zeitwahrnehmung beeinflusst unsere Arbeitsbereitschaft

Bild: Luise Weber

Ist das nicht ein wunderbares Gefühl, endlich eine Aufgabe erledigt zu haben und sie vom To-Do-Zettel streichen zu können? Gar nicht so toll ist dagegen das nagende Gefühl von Unerledigtem, diesen schrecklichen Aufgaben, die wir immer weiter vor uns her schieben, bis es nicht mehr geht. Warum fällt es uns bei manchen To-Dos eigentlich schwerer als bei anderen, sie sofort hinter uns zu bringen? Worin liegt der Unterschied? Dieser Frage widmeten sich die ForscherInnen Yanping Tu an der University of Chicago Booth School of Business und Dilip Soman von der University of Toronto's Rotman School of Management.

Ihre Studie kommt zu dem Schluss, dass der Unterschied in unserer Wahrnehmung von Zeit liegen muss. Je mehr eine Aufgabe etwas mit der Gegenwart zu tun hat, desto eher nehmen wir uns offenbar ihrer an. Wird sie jedoch eher als Teil der Zukunft betrachtet, lassen wir sie liegen.

Tu und ihr Co-Autor Soman führten eine Reihe von Studien durch, um ihre Theorie zu überprüfen. Eine davon beauftragte 100 StudentInnen, innerhalb von fünf Tagen, einen Dateneingabe-Job zu erledigen, der etwa vier Stunden in Anspruch nehmen sollte. Eine Gruppe sollte die Aufgabe bis Ende April erledigt haben und bekam den Auftrag am 24. oder 25. April. Die andere Gruppe erhielt die gleiche Aufgabe am 28. April, durfte sich allerdings Zeit lassen bis in die ersten Tage des Mai. Allein die Veränderung des Monats machte schon den Unterschied in der Zeitwahrnehmung und stellte für die ProbandInnen ein Hindernis dar, die Aufgabe sofort in Angriff zu nehmen. Durch die Zeitangabe Mai war schon der Zukunftsfaktor geschaffen worden, obwohl beide Gruppen die gleiche Anzahl von Tagen Zeit hatte, den Job zu erledigen.

"Der entscheidende Schritt, Dinge zu erledigen, ist der Anfang. Wenn man es nicht schafft, anzufangen, schafft man es vielleicht auch nicht, fertig zu werden", erklärt Tu. "Aber die Dringlichkeit, tatsächlich an einer Aufgabe arbeiten zu müssen, entsteht dann, wenn Menschen diese Aufgabe als Teil der Gegenwart ansehen. Wir haben gezeigt, dass die Zeitperspektive von Zielen großen Einfluss hat darauf hat, wann und ob Menschen mit der Arbeit beginnen", so Tu. Für die WissenschaftlerInnen wäre es jetzt interessant, herauszufinden, wie dieser zeitliche Blick auch auf andere Erfolgs-Aspekte wirkt, wie zum Beispiel: Beharrlichkeit und Qualität in der Erledigung eines Jobs.

Solltet ihr also Schwierigkeiten haben, euch ans Lernen zu setzen, weil die Prüfung erst in zwei Monaten ist, versucht euch doch einfach mal vorzustellen, sie sei übermorgen ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 5. September 2014