Vorboten des Versagens
Zwei Marktforscher haben eine Konsumentengruppe aufgedeckt, deren Kaufverhalten das Fehlschlagen eines Produktes vorhersagen kann: die Vorboten des Versagens.
Du kennst sie doch auch: Diese Produkte, die ein zwei Monate lang die Supermarktregale füllen und dann auf einmal verschwunden sind. Crystal Pepsi, Oreos mit Wassermelonengeschmack, Harley-Davidson Parfüm, in Flaschen abgefülltes Wasser für Haustiere… die Liste ließe sich noch ewig weiterführen. Wie, du hättest diese Dinge alle gekauft? Dann bist du vielleicht auch einer der Menschen, die die Marktforscher als schlechtes Omen betrachten würden.
Es scheint nämlich eine Gruppe von Menschen zu geben, die dazu neigen Produkte zu kaufen, die die meisten Konsumenten niemals anrühren würden – weswegen diese Ware ganz schnell wieder aus den Regalen verschwindet. Dieses Phänomen haben zwei Professoren des Massachusetts Institute of Technology erforscht. Einen netten Namen haben sie der Konsumentengruppe auch gegeben: Vorboten des Versagens (harbinger of failure). Denn wenn man ihr Kaufverhalten beobachtet, ließe sich wohl tatsächlich vorhersagen, welche Produkte auf dem Markt bestehen können und welche nicht.
„Wenn man die Art von Person ist, die bereits etwas gekauft hat, das auf dem Markt nicht gut angekommen ist, zum Beispiel Coca-Cola mit Kaffeegeschmack, dann ist es wahrscheinlicher, dass man auch eine Sorte von Zahnpasta oder Waschmittel kaufen wird, die auf dem Markt nicht bestehen kann“, sagt Catherine Tucker, neben Duncan Simester die Verfasserin der Studie.
Diese Feststellung könnte eine entscheidende Auswirkung auf die Marktforschung haben. Denn bisher war allgemeingültig, dass die positive Rückmeldung von Käufern ein gutes Zeichen ist. Tucker und Simester haben nun aber eine Konsumentengruppe aufgedeckt, der das Produkt besser nicht gefallen sollte: „Es geht nicht nur darum, wie viele Leute ein Produkt kaufen, sondern besonders darum, wie viele der richtigen Leute es kaufen und wie viele der falschen Leute es nicht kaufen“, so Simester. Die Forscher haben bereits festgestellt, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Produktes auf 56% sinkt, wenn ein Vorbote es zum dritten Mal kauft.
Was aber erklärt nun das Verhalten der Vorboten des Versagens? Sie scheinen einfach einen Hang zum Risiko zu haben, denn wer sich für das eine unbekannte Produkt entscheidet und somit ein Risiko eingeht, niegt auch eher dazu, dies wieder zu tun.
Die beiden Forscher sind wohl selbst nicht allzu weit entfernt davon, zu ihrer eigenen Probandengruppe zu gehören. Denn Simister gibt zu, ein Katzenklo gekauft zu haben, das sich selbst reinigen sollte (was aber natürlich nicht funktionierte), und Tucker gehörte zu den Konsumenten der fehlgeschlagenen Crystal Pepsi. Also braucht ihr euch nicht schlecht zu fühlen, wenn ihr meint, ein/e Vorbote/in des Versagens zu sein, ihr seid in bester Gesellschaft. ;-)
Quelle
Autorin / Autor: Jana Schaefer - Stand: 4. Januar 2016