Tierische Gesichtskontrolle

Forscher: Tauben merken sich, wer nett zu ihnen ist

„Dich kenn’ ich, du magst mich nicht!“ - könnten Tauben sprechen, würden einige Personen diesen Satz vielleicht häufiger von ihnen zu hören bekommen. Die gefiederten Stadtbewohner, die von manchen Menschen entzückt gefüttert und von anderen genervt als „fliegende Ratten“ bezeichnet werden, können sich nämlich Gesichter merken. Sie prägen sich ein, wer nett zu ihnen ist und wer nicht. Das berichten zwei Forscherinnen der Universität Paris Ouest Nanterre La Defense.

Für ihre Studie begaben sie sich zum Taubenfüttern in einen Park. Die beiden Biologinnen, die sich in Körperbau, Hautfarbe und Alter ähnelten, zogen sich dafür unterschiedlich farbige Mäntel über. Eine von ihnen ignorierte die Vögel und ließ sie friedlich fressen, während die andere die Tauben immer wieder beim Fressen störte und sie verscheuchte. Diesen Versuch wiederholten sie einige Male. Bei weiteren Parkbesuchen ließen beide Forscherinnen die Tauben in Ruhe fressen. Dennoch mieden die Vögel diejenige, die sie zuvor aggressiv aufgescheucht hatte. Auch durch das Austauschen der Mäntel ließen sich die Tauben nicht in die Irre führen und konnten zuordnen, welche der beiden Personen ihnen wohlgesonnen war und welche nicht. Obwohl sie ihr Äußeres geändert hatte, gingen die Vögel der „fiesen“ Biologin konsequent aus dem Weg. „Interessanterweise nutzten die untrainierten Tauben anscheinend das Gesicht zur Wiedererkennung von Menschen und nicht etwa den Mantel, der 90 % des Körpers bedeckt“, schließt Co-Autorin Dr. Dalila Bovet aus der Studie.

Die These der ForscherInnen: Die Tauben haben im jahrelangen „Zusammenleben“ mit den Menschen gelernt, dass diese oft ihre Kleidung wechseln und sich deshalb stabilere Erkennungsmerkmale gesucht. Ob sie mit ihrer Vermutung richtig liegen oder die Tauben in ihrer Intelligenz doch überschätzen, das wollen die beiden Biologinnen als nächstes erforschen.

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Autorin / Autor: Redaktion; - Stand: 5. Juli 2011