Technikscheue Romantikerinnen

Wenn SIE die Liebe wählt, bleiben MINT-Berufe auf der Strecke

Ein romantisches Dinner am Strand, mit Rosen und Kerzenschein, ein Mann, der jeden Wunsch von den Lippen abliest, viele glückliche, süße Kinder – diese persönlichen Ziele scheinen für viele Frauen nicht vereinbar mit beruflichen Vorstellungen von riesigen Maschinen, großen Zahlen, dröhnenden Motoren, den Blick durch ein Mikroskop und handwerklichem Geschick. Frauen, die nach Romantik streben, machen bei ihrer Berufswahl eher einen Bogen um MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, engl. auch STEM: science, technology, engineering and math). Romantikerinnen gehen in die Richtung Kunst und Sprachen. Grund seien die kaum loszuwerdenden Rollenbilder, bei denen eine zarte Träumerin nicht in die Welt von Bohrmaschine und Co. passe. Das wollen ForscherInnen der Universität in Buffalo in mehreren Studien festgestellt haben. Sie wollten herausfinden, warum Frauen immer noch in technischen Berufen unterrepräsentiert sind.

Zunächst untersuchten die ForscherInnen, ob die 350 amerikanischen StudienteilnehmerInnen eher nach romantischen oder Bildungs-Zielen streben. In Studie 1 sollten sich die jungen Männer und Frauen zwischen Fotografien, die diese zwei Ziele verbildlichen, entscheiden: Fotos von romantischen Restaurantbesuchen, Sonnenuntergängen, Kerzen auf der einen Seite und Fotos von Bibliotheken, Büchern und Lesebrillen auf der anderen Seite. In Studie 2 wurde getestet, ob sich die Teilnehmenden eher auf ein Gespräch über ein Date (romantisches Ziel) oder eine Unterhaltung über eine Prüfung (Bildungsziel) konzentrierten. Anschließend füllten die TeilnehmerInnen einen Fragebogen aus, aus dem ihre Interessen für MINT-Berufe und unterschiedliche Studienfächer abzulesen waren. Das Ergebnis: Frauen mit romantischen Zielen zeigten in allen Versuchen weniger Interesse an technischen/naturwissenschaftlichen Berufen. „Romantische“ Männer und Frauen mit Bildungszielen hingegen konnten sich häufiger ihre Zukunft im MINT-Bereich vorstellen.

Studienleiterin Lora Park sieht das Verhalten der technikscheuen Romantikerinnen in den immer noch vorhandenen Rollenbildern begründet. Immer noch gäbe es die Vorstellungen von Männer- und Frauenberufen. So werden ihrer Ansicht nach bereits junge Mädchen zu Romantikerinnen erzogen und fühlen sich in den „männlichen“ Berufen fehl am Platze, müssen sie doch fürchten, den sozialen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Auch wenn viel getan wird und es immer wieder erfolgreiche Vorreiterinnen im MINT-Bereich gibt, die klassischen Rollenbilder sind anscheinend immer noch nicht komplett über Bord geworfen.

Deshalb der Aufruf an alle Traumprinzen: Bitte küsst eure technikscheuen Prinzessinnen wach, damit auch sie die Faszination der MINT-Berufe erkennen! Und ganz nebenbei, zwei ineinander greifende Zahnräder haben doch auch etwas äußerst Romantisches ;-)

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 17. August 2011