Der Technik-Placebo-Effekt

Technologien, die menschliche Fähigkeiten verbessern, verändern unser Risikoverhalten

Die Menschheit hat sich inzwischen ein Menge kleine und große technologische Helferlein zugelegt. Die Technologien, die menschliche Fähigkeiten verbessern, werden auch als „Human Augmentation Technologies“ bezeichnet. Dazu zählen zum Beispiel Exoskelette, die unsere körperlichen Bewegungs-Fähigkeiten unterstützen, Augmented oder Virtual Reality-Brillen und weitere digitale Anwendungen. Welchen Einfluss hat die Nutzung solcher Hilfsmittel auf unser Verhalten? Werden wir besser, schlechter oder denken wir nur, dass wir besser werden, weil wir unterstützt werden? Das war Forschungsgegenstand einer Studie am Lehrstuhl für Human-Centered Ubiquitous Media der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die zeigte, Nutzer:innen haben hohe Erwartungen an den Effekt dieser Technologien: Sobald sie nämlich glauben, eine KI würde ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern, erhöht sich ihre Risikobereitschaft. Und das unabhängig davon, ob die KI sie tatsächlich unterstützt.

Die Studie war so aufgebaut, dass den Proband:innen bei einem virtuellen Kartenspiel gesagt wurde, sie würden von einer KI-Anwendung unterstützt, die ihre kognitiven Fähigkeiten erhöht. In Wirklichkeit gab es diese Unterstützung aber nicht. Trotzdem zeigten die Teilnehmenden eine höhere Risikobereitschaft, sobald sie glaubten, von der KI zu profitieren.

Placebo-Effekt wie bei Medikamenten

Die Studie bestätigt damit zudem den möglichen Placebo-Effekt bei technologischen Anwendungen in ähnlicher Form, wie dieser bei Medikamenten nachweisbar ist. „Der Hype um KI-Anwendungen wirkt sich auf die Erwartungen von Nutzerinnen und Nutzern aus. Das kann zu risikoreicherem Verhalten führen“, sagt Steeven Villa, Doktorand am Lehrstuhl für Human-Centered Ubiquitous Media und Erstautor der Studie. „Wenn Menschen zunehmend mit intelligenten Systemen zusammenarbeiten, ist es wichtig einen möglichen Placebo-Effekt zu verstehen, um wirklich Systeme bauen zu können, die eine echte Unterstützung bieten“, ergänzt Albrecht Schmidt, Informatikprofessor an der LMU.
Die Forscher empfehlen, vor der Verbreitung neuer KI-Anwendungen deren tatsächlichen Nutzen zu überprüfen und dann mögliche Placebo-Effekte zu berücksichtigen. Zudem raten sie, Nutzer:innen sowie deren Erwartungshaltungen stärker in den Entwicklungsprozess miteinzubeziehen.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion - Stand: 1. Juni 2023