Wenn ChatGPT Hausaufgaben erledigt

Philologenverband fordert KI-Gipfel in NRW wegen ChatGPT: Verunsicherung wegen der Bewertung schriftlicher Leistungen

KI, schreibe mir ein Referat über Globalisierung für meinen Leistungskurs SoWi. Analysiere folgendes Gedicht. Löse diese Chemieaufgabe.

Der Chatbot ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer), entwickelt von dem US-amerikanischen Unternehmen OpenAI, wurde am 30. November 2022 der Öffentlichkeit (zunächst kostenfrei) zur Verfügung gestellt. Seitdem haben ihn Millionen von Menschen in Anspruch genommen: um sich Hausaufgaben schreiben zu lassen, lästige Recherchearbeit abzugeben, zu diskutieren und herumzuphilosophieren oder jedwede Frage zu stellen (und über die Antworten zu staunen).

ChatGPT sorgt seitdem für helle Aufregung - weil er scheinbar fast alles kann, scheinbar fast alles weiß und das auch noch in allen möglichen Sprachen formulieren kann. Er verfasst sogar Gedichte (auch wenn die wirklich furchtbar klingen). Aber ChatGPT wird durch all diese Anfragen weitertrainiert und verbessert sich immer mehr. Nun stellen sich viele die Frage, wohin das alles führt. Wie sich verhindern lässt, dass sämtliche abgegebenen Fach- und Hausarbeiten an Schulen und Unis von ChatGPT stammen? Und warum sollten Schüler:innen sich überhaupt noch die Mühe machen, etwas zu lernen und über ihren Hausaufgaben brüten, wenn ChatGPT sie in ein paar Minuten ausspuckt?

Besonders alarmiert ist der Philologenverband NRW (eine Interessenvertretung, die sich ausschließlich für Lehrerinnen und Lehrer der Schulformen mit gymnasialer Oberstufe engagiert). Er ist so besorgt, dass er "schnellstmöglich einen KI-Gipfel" fordert. Lehrkräfte sollen verunsichert sein und es stünden neue Herausforderungen bei der Bewertung schriftlicher Leistungen an.

Nach Wunsch des Verbandes sollen sich auf einem solchen Gipfel nicht nur Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung zusammensetzen, sondern vor allem Lehrkräfte, die in ihrem Berufsalltag schon häufig mit der Software zu tun haben. Es müssten dabei auch Aspekte wie Bildungsgerechtigkeit diskutiert werden, denn wenn ChatGPT irgendwann kostenpflichtig werde, dürfe die Nutzung "keine Frage des Geldbeutels sein.“

Hausaufgaben abschaffen "natürlich keine Lösung"

Weil es bislang keine Möglichkeiten gibt, Texte auf den Einsatz KI-basierter Technologien zu überprüfen, werden bereits Forderungen laut, Hausaufgaben abzuschaffen. „Das kann natürlich nicht die Lösung sein“, findet Sabine Mistler, Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes. „Wir müssen auch künftig eigenständige Leistungen von Schülerinnen und Schülern bewerten können. Unter Umständen muss man die Verwendung von KI-Systemen in bestimmten Situationen untersagen oder einschränken.“

Diese Entscheidung dürfe aber nicht auf einzelne Schulen oder Lehrkräfte abgeschoben werden, sondern bedürfe einer landesweiten Regelung – durch einen KI-Gipfel. Viele Lehrkräfte müssten außerdem erst im Umgang mit Künstlicher Intelligenz geschult werden.

Verbote oder Einschränkungen werden ohnehin nicht verhindern können, dass Schüler:innen zu Hause solche Technologien nutzen, zumal ChatGPT nicht die letzte KI sein wird, die entwickelt wird. Was zu Hause erledigt werden muss, wurde auch in der Vergangenheit bei vielen Schüler:innen mit fremder Unterstützung erledigt - die von Eltern, Geschwistern der Nachhilfelehrer:innen. Hausaufgaben bilden darum ohnehin nur selten verlässlich ab, wie engagiert und sinnvoll Schüler:innen zu Hause etwas lernen.

ChatGPT in Unterricht integrieren

Eine Abschaffung von Hausaufgaben ist daher nicht der schlechteste Weg, auch wenn der eher konservative Philologenverband so etwas natürlich ablehnen muss. Expert:innen empfehlen, ChatGPT auszuprobieren, kreativ in den Unterricht zu integrieren, Schüler:innen mit ihm arbeiten zu lassen und die Beiträge dabei auch gemeinsam kritisch zu hinterfragen. Tatsächlich macht ChatGPT nämlich auch Fehler, erfindet Quellen oder ordnet Fakten falsch ein. Helfen würde aber auch das Stellen von Aufgaben, die ChatGPT dann eben doch nicht so gut beherrscht: kreative Leistungen, die mit dem eigenen Erleben und persönlichen Erfahrungen zu tun haben. Das ist nämlich eine Schwäche von ChatGPT (und auch der Grund, warum seine Gedichte so grottenschlecht sind).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 8. Februar 2023