Pubertierende Gehirne

Die Zeit des Übergangs vom Jugendlichen- ins Erwachsenenalter ist bei Affen und Menschen ziemlich ähnlich, stellten Forschende fest

Alle, die in ihrem Leben schon durch die Pubertät gegangen sind, kennen diese unverhersehbaren Wechselbäder der Gefühle, die echt anstrengend sein können, für eine_n selbst und auch für diejenigen, die sich in der Nähe aufhalten. Aber die gute Nachricht ist: diese Impulsivität ist nichts weiter als ein biologischer Vorgang. Und zwar einer, den wir mit anderen Primaten, wie zum Beispiel den Makakenaffen, teilen. So lautet das Ergebnis zweier Forschenden von der Wake Forest School of Medicine, die das jugendliche Gehirn artübergreifend erforscht haben.

Die Zeit des Heranwachsens sei geprägt von der Suche nach außergewöhnlichen Erlebnissen und schnellen Reaktionen, die manchmal zu fragwürdigen Entscheidungen führten, erklären Beatriz Luna und Christos Constantinidis. Doch diese Verhaltensweisen lägen begründet in einem neurobiologischen Prozess, der für die Entwicklung des Gehirns entscheidend sei. Schließlich gehe es darum, möglichst viele neue Erfahrungen zu sammeln.

Ihre Vergleiche zwischen Menschen und Makakenaffen zeigten, dass beide Spezies eine Schwierigkeit teilen, nämlich die schnellen, unverhofften Reaktionen zu stoppen. "Der Affe ist wirklich das Tier, das dem menschlichen Zustand am nächsten kommt", sagt Constantinidis. "Er hat einen entwickelten präfrontalen Kortex und folgt einer ähnlichen Entwicklung mit den gleichen Reifungsmustern zwischen Jugend und Erwachsensein."

*Pubertät ist keine schlechte Sache*
Die Forscher_innen sind sich aber einig, dass die Pubertät keine schlechte Sache ist, denn dass man Risiken eingeht und spannende Abenteuer erleben will, habe einem bestimmten Grund. Dieser Mechanismus habe die Evolution überlebt, weil er neue Erfahrungen zulässt und viele Informationen sammelt, damit das Gehirn sich optimal entwickeln kann, erklärt Luna.

Auch in der Anatomie des Gehirns kann man die Pubertät offenbar deutlich ablesen: so bauen sich ungenutzte Nervenverbindungen ab, und die weiße Substanz, die die Funktionsweise des erwachsenen Gehirns bestimmt, nimmt laut den Wissenschaftler_innen zu. Besonders die Entwicklung neuronaler Aktivitätsmuster, die es ermöglichen, dass wir eine Reaktion vorbereiten, statt einfach nur loszulegen, scheint ein Schlüsselelement dieser Entwicklungsphase zu sein. Diese Muster brauchen wir, damit wir die Fähigkeit der Selbstkontrolle entwickeln, was nicht nur heißt, dass wir Reaktionen unterdrücken, die wir nicht gut finden sondern auch, dass man sich darauf vorbereitet, einen geeigneten Plan zu erstellen. "Das ist der Wechsel zwischen dem jugendlichen und erwachsenen Gehirn, und es ist sowohl in den menschlichen Daten als auch in den Tierdaten auffallend deutlich", sagt Constantinidis.

Letztendlich glauben die Autor_innen, dass diese Entwicklungsphase für die Entwicklung des erwachsenen Gehirns unerlässlich ist. "Es ist wichtig, dass es eine Zeit gibt, in der das Tier oder der Mensch aktiv ermutigt wird zu erforschen, denn diese neuen Erfahrungen tragen dazu bei, die Entwicklungspfade der Erwachsenen zu formen", sagt Luna. Der Vergleich zwischen Mensch und Tier helfe dabei, die neuronalen Mechanismen in der Pubertät zu verstehen und die Anfälligkeit, aber auch die Heilungschancen bei zum Beispiel psychischen Erkrankungen besser erfassen zu können.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung