Pessimisten leben länger?

Gute Nachricht für Schwarzseher: Laut einer neuen Studie leben ältere Menschen, die pessimistisch in die Zukunft blicken, gesünder und länger.

Immer wieder wird berichtet, dass optimistische Menschen sich besser fühlen, im Schnitt gesünder sind und überhaupt ein viel tolleres Leben führen. Aber was ist mit uns Pessimisten? Stehen sie wirklich so viel schlechter da? Nein, haben jetzt Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), der HU Berlin und der Universität Zürich ermittelt: Im Alter kann eine pessimistische Haltung sogar Vorteile haben.

*Älterwerden macht pessimistisch*
Die Forscher nahmen als Grundlage das so genannte Sozio-oekonomische Panel. Dabei handelt es sich um eine jährlich stattfindende repräsentative Umfrage: Vor rund 30 Jahren wurden 12.000 Haushalte zufällig ausgewählt, deren volljährige Mitglieder seitdem jedes Jahr per Telefon Fragen zu ihren Lebensumständen, aber auch z.B. zu ihrer Zufriedenheit beantworten. Für die aktuelle Studie wurden die Daten aus 11 Jahren (1993 bis 2003) genommen und für jedes Jahr notiert, wie die Befragten ihre aktuelle Zufriedenheit einschätzten und wie zufrieden sie ihrer Meinung nach fünf Jahre später sein würden. Anhand dessen werteten die Wissenschaftler aus, ob die Erwartungen an die Zukunft sich erfüllt hatten oder nicht.
Wie zu erwarten war, zeigte sich, dass jüngere Erwachsene (18-39) ihre Zukunft noch überwiegend rosig sahen, die Einschätzung im mittleren Alter (40-64) annähernd realistisch war und Ältere (ab 65) eher ein negatives Bild von ihrem zukünftigen Leben hatten. Ähnliche Beobachtungen waren auch in früheren Studien schon gemacht worden: Mit zunehmendem Alter werden Menschen im Schnitt immer pessimistischer, was ihr eigenes Leben angeht.

*Vorteile der Vorsorge*
Die Sozioökonomen interessierten sich aber darüber hinaus für die Frage, bei wem sich innerhalb der Altersgruppen die eigene Einschätzung später bewahrheitet hatte und bei wem nicht. Dabei fiel ihnen auf, dass unter den älteren Menschen die Zahl der Todesfälle und Behinderungen bei Pessimisten (also denjenigen, die der Meinung gewesen waren, es ginge ihnen 5 Jahre später schlechter) niedriger war als bei Optimisten. Die Pessimisten lebten also tendenziell länger und gesünder.
Gründe dafür könnten sein, dass negativ eingestellte Menschen genauer auf ihren Körper achten. Wer dazu neigt, bei jedem Symptom schnell an etwas Schlimmes zu denken, geht auch öfter zum Arzt. Möglicherweise nehmen Pessimisten außerdem mehr Vorsorgeuntersuchungen wahr – denn sie denken ja, dass es gesundheitlich mit ihnen abwärts geht. Beides hat gerade bei älteren Menschen Vorteile – frühzeitig erkannte Krankheiten können besser behandelt werden und führen nicht so leicht zum Tode.

Bei den Befragten bis 40 hatten die Pessimisten allerdings keine Vorteile. Für uns Jüngere ist negatives Denken also wohl doch nicht unbedingt die beste Wahl – aber es dürfte die ewigen Schwarzseher zumindest trösten, zu wissen, dass es sich irgendwann doch positiv auswirken könnte. ;-)

Die Forschungsergebnisse wurde in der Zeitschrift „Psychology and Aging“ veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Bild - Stand: 1. März 2013