Online reicht nicht

Befragung der Uni Köln: Schüler_innen litten im zweiten Schul-Lockdown vor allem unter dem eingeschränkten persönlichen Kontakt zu Freunden.

Schule hebt die Laune. Dass dieser Satz jemals Gültigkeit haben könnte, hätte vor der Pandemie wohl niemand unterschrieben. Nach Monaten der Schulschließungen offenbart sich aber, dass Schule eben viel mehr ist als eine lästige Pflicht, sondern auch ein Ort, an dem Jugendliche ihre Sozialkontakte pflegen und sich mit Gleichaltrigen austauschen können. Schüler_innen litten im zweiten Schul-Lockdown offenbar vor allem unter dem eingeschränkten persönlichen Kontakt zu Freunden. Das zeigt der aktuelle Ergebnisbericht einer Befragung im Rahmen des Projektes SOCIALBOND unter Leitung von Clemens Kroneberg, Professor für Soziologie an der Universität zu Köln.

Das Forschungsteam befragte knapp 600 Neuntklässler_innnen aus 29 Schulen in NRW, darunter Gesamt-, Haupt-, Real-, und Sekundarschulen sowie Gymnasien, mit einem 20-minütigen Fragebogen zu ihrem Schulalltag und Freizeitverhalten. Zusätzlich erhielt etwa die Hälfte der Schüler_innen während des Home-Schoolings über vier Wochen hinweg acht Mini-Fragebögen zur tagesaktuellen Stimmungslage und Aktivitäten auf ihr Smartphone geschickt.

Glücklich und begeistert nur bei echtem Kontakt

Das Ergebnis: Die Mehrheit der Schüler_innen (70 Prozent) belastete es am stärksten, weniger Kontakt zu für sie wichtigen Personen zu haben. Die Einschränkungen in ihrer Freizeit nahmen sie als deutlich schlimmer wahr als das selbstständige Lernen im Home-Schooling oder den Familienalltag während der Schulschließungen. An Tagen, an denen sie das Haus verlassen haben oder persönlichen Kontakt zu Freunden hatten, gaben die Jugendlichen eher an, glücklich und begeistert gewesen zu sein und waren weniger traurig, niedergeschlagen, einsam und gelangweilt. Reiner Onlinekontakt – die mit Abstand häufigste Form des Austauschs während des zweiten Schul-Lockdowns – besserte die Stimmung hingegen nicht. „Eltern können unseren Ergebnissen zufolge im Zuge des täglichen Präsenzunterrichts, der am Montag für viele Schüler_innen wieder gestartet ist, also auf besser gelaunte Kinder hoffen“, sagt Kroneberg. Durchschnittlich gaben die Jugendlichen an, während des Home-Schoolings weder besonders unglücklich oder unausgeglichen noch sehr glücklich oder ausgeglichen gewesen zu sein. Die befragten Mädchen empfanden die Einschränkungen im Schnitt als belastender als die Jungen und gaben eher an, traurig, niedergeschlagen, einsam oder besorgt zu sein. Die Forschenden merken an, dass sich aus ihren Ergebnissen keine direkten Schlüsse auf die Gesamtheit aller Neuntklässler_innnen in NRW ziehen lassen.

Die Befragung fand im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat geförderten Projektes SOCIALBOND statt. SOCIALBOND soll dazu beitragen, die soziale Integration von Jugendlichen besser zu verstehen. Seit 2018 befragt SOCIALBOND jährlich Schüler_innen an weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung Uni Köln / Redaktion