Großes Ego kommt gut an – aber nicht lange

Psychologe untersucht Popularität von Narzissten

Hast du dir auch schon öfters gedacht „ach, der scheint nett, den würde ich gerne näher kennen lernen, das ist bestimmt jemand zum Pferdestehlen“. Manche Personen sind uns auf den ersten Blick sympathisch. Und oft täuscht der erste Eindruck ja auch nicht. Bei Narzissten ist dies allerdings anders, meinen Psychologen der Universität Münster. Sie gewinnen schnell die Sympathien ihrer Mitmenschen, finden allerdings schwerer Freunde fürs Leben.

"Narzissmus ist eine Dimension der Persönlichkeit, die sich vor allem in der Interaktion mit dem sozialen Umfeld zeigt", erklärt der Psychologe Mitja Back. Narzissmus lasse sich als Streben nach Bewunderung und Macht, Mangel an Empathie, Impulsivität, Selbstbeweihräucherung und Dominanz definieren. "In diesen Persönlichkeitscharakteristika gibt es natürlich eine erhebliche Varianz zwischen den verschiedenen Menschen", so Back.

Während Narzissten ein positives Selbstbild berichten und nach der Anerkennung anderer streben, seien sie auf Dauer für die meisten Menschen jedoch nervende und unsympathische Sozialpartner, weil sie ihre eigenen Kapazitäten überschätzen und sich egoistisch verhalten. Interessanterweise konnte Mitja Back in früheren Untersuchungen jedoch zeigen, dass narzisstische Personen bei ersten Begegnungen häufig sogar beliebter sind. "Narzissmus ist eine der faszinierendsten und paradoxesten interpersonellen Eigenschaften. Kurzfristig sind Narzissten häufig beliebt, langfristig nimmt diese Beliebtheit dann meist deutlich ab."

Wie kommt es, dass sich der Eindruck, den Narzissten erzeugen, so stark ändert? In mehreren Studien untersucht Mitja Back nun langfristig das Interaktionsverhalten von Menschen. Er möchte so herausfinden, wie sich soziale Beziehungen, zum Beispiel Freundschaften, entwickeln und welchen Einfluss Persönlichkeitseigenschaften wie Narzissmus hierauf haben. In einer ersten Studie wurden jeweils sechs Personen drei Wochen lang im Labor gefilmt und bekamen Aufgaben, die sie erledigen müssen. Außerdem sollten sie sich selbst und die anderen beurteilen. "Was in den ersten Verhaltensweisen führt dazu, dass man sich mag?", fragt der Persönlichkeitspsychologe und: Wie entwickelt sich die Beliebtheit von Narzissten?

Die Gruppenstudie hat bislang gezeigt: Narzissten sind anfangs häufig beliebt, denn sie besitzen im Allgemeinen viel Charme und Humor und treten selbstbewusster auf. Nach einiger Zeit wird jedoch den anderen klar, dass Narzissten beispielsweise weniger dazu geneigt sind zuzuhören. Trotzdem sind Narzissten deswegen nicht schlagartig unpopulär. Warum? "Offenbar ist es so, dass sich in vielen sozialen Situationen negative Aspekte wie der Egoismus und positive Aspekte wie Dominanz und Stärke gegenseitig aufheben", sagt Mitja Back.

Na, dann scheint zumindest ein bisschen Selbstverliebtheit ja nicht zu schaden ...

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 31. August 2012