Misstrauen statt Missfallen

Trust oder Distrust? Forscher:innen experimentieren mit neuartigen Reaktionsmöglichkeiten auf Beiträge in sozialen Netzwerken, um die Verbreitung von Falschmeldungen zu verringern

Was wäre, wenn man in sozialen Netzwerken Beiträge nicht nur liken oder disliken könnte, sondern auch angeben könnte, ob man dem Beitrag traut oder misstraut? Forscher:innen haben in einer experimentellen Studie untersucht, ob Trust oder Distrust-Buttons von Nutzer:innen angenommen werden und ob sie helfen können, die rasante Verbreitung von Falschmeldungen in sozialen Netzwerken zu beschränken.

Denn dass Falschinformationen sich so stark verbreiten, hat den Forscher:innen zufolge auch damit zu tun, dass Nutzer:innen zu wenig Anreize haben, nur richtige Informationen zu teilen. Das Forschungsteam vom University College London hatte in einer früheren Studie bereits herausgefunden, dass Menschen eher bereit sind, Aussagen in sozialen Medien zu teilen, denen sie zuvor ausgesetzt waren, da sie wiederholte Informationen für wahrscheinlicher halten, was die Macht der Wiederholung von Fehlinformationen zeigt.

In ihrer neuen Studie untersuchten die Forscher:innen darum nun eine mögliche Lösung gegen dieses Problem. Sie verwendeten eine simulierte Social-Media-Plattform, die von 951 Studienteilnehmern in sechs Experimenten genutzt wurde. Dort teilten die Nutzer:innen Nachrichtenartikel, von denen die Hälfte falsch war, und andere Nutzer:innen konnten nicht nur mit "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht" reagieren und Geschichten erneut posten, sondern in einigen Versionen des Experiments auch mit "Vertrauen" oder "Misstrauen" reagieren.

Mehr Trust-Reaktionen können ein Anreiz sein

Bei den Testpersonen war diese Anreizstruktur offenbar sehr beliebt, denn sie nutzten sie öfter als die Schaltflächen für "Gefällt mir" oder "Gefällt mir nicht". Und wirksam war sie auch: Die Nutzer:innen fingen an, mehr wahre als falsche Informationen zu posten, um "Vertrauens"-Reaktionen zu erhalten. Eine weitere Analyse mit Hilfe von Computermodellen ergab, dass die Teilnehmenden nach der Einführung von Vertrauens-/Misstrauensreaktionen auch stärker darauf achteten, wie zuverlässig eine Nachricht zu sein schien, wenn sie entschieden, ob sie sie erneut veröffentlichen wollten.

Es zeigte sich zudem, dass die Testpersonen, die zuvor die Schaltflächen für Vertrauen und Misstrauen verwendet hatten, nach der Nutzung der Plattform zu genaueren Einschätzungen gelangten, wenn sie den Wahrheitsgehalt von Nachrichten einordnen sollten.

Die Mitautorin und Doktorandin Laura Globig sagte: "Schaltflächen, die die Vertrauenswürdigkeit von Informationen anzeigen, könnten leicht in bestehende Social-Media-Plattformen integriert werden, und unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sie sich lohnen könnten, um die Verbreitung von Fehlinformationen einzudämmen, ohne das Engagement der Nutzer zu verringern."

Es sei zwar schwer vorherzusagen, wie sich dies in der realen Welt mit verschiedensten Einflüssen auswirken würde, aber angesichts der großen Risiken von Online-Fehlinformationen, könne dies eine wertvolle Ergänzung zu den Bemühungen zur Bekämpfung von Fehlinformationen sein.

Die in eLife veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Anreize zur Korrektheit von Beiträgen die Reichweite falscher Beiträge um die Hälfte reduzieren.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung via eurekalert.org - Stand: 7. Juni 2023