Migranten habens schwerer

Studie: Fast jeder zweite Zuwanderer fühlt sich benachteiligt

Für dich gehören sie wie selbstverständlich dazu, deine Freunde mit ausländischen Wurzeln? Leider aber haben viele Migranten immer noch das Gefühl, dass es ihnen hierzulande schwerer gemacht wird als den Einheimischen. Dinge, die für Einheimische schon nicht einfach sind, werden für Zuwanderer erschwert. Vor allem, wenn es um Behördengänge geht oder die Suche nach dem Job, fühlen sie sich benachteiligt. Das ergab eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Befragt wurden mehr als 9200 Personen, in der Mehrzahl mit Migrationshintergrund.

Das Ergebnis: Migrantinnen und Migranten berichten fast doppelt so häufig von Benachteiligungserfahrungen wie die Mehrheitsbevölkerung. Rund 24 Prozent der Befragten ohne und 42 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund gaben an, in einem der acht abgefragten Lebensbereiche (Bildung, Arbeitsmarkt, Ämter / Behörden, Nachbarschaft, Religionsausübung, Freizeitaktivitäten, öffentliche Transportmittel, Wohnungssuche) benachteiligt worden zu sein. Einen auffallenden Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland gab es dabei nicht.
Die meisten Diskriminierungserfahrungen machten die befragten Migrantinnen und Migranten in den Bereichen Ämter und Behörden (22 %) und auf dem Arbeitsmarkt (19 %). Schaut man nur auf Lebensbereiche, die für die Befragten in ihrer jeweiligen Lebensphase relevant waren – etwa der Besuch einer Bildungseinrichtung oder eine Erwerbstätigkeit – dann  erhöhen sich diese Zahlen noch weiter: 24,3 Prozent aller am Arbeitsmarkt tätigen Migrantinnen und Migranten fühlten sich im vergangenen Jahr diskriminiert (davon über 40 % sehr oder eher stark) ebenso wie 23,7 Prozent der (Berufs-)Schülerinnen und Schüler (davon über ein Viertel sehr oder eher stark).
Die angegebenen höheren Benachteiligungserfahrungen können auf real erlebte Situationen zurückgeführt werden, aber auch auf eine erhöhte Sensibilität der Befragten. Das gilt insbesondere für diejenigen, die in Deutschland aufgewachsen, also hier sozialisiert sind, sich zugehörig fühlen und durchschnittlich umso sensibler auf Handlungen oder Haltungen reagieren, die diese Zugehörigkeit aus ihrer Sicht in Frage stellen.

*Ein Warnsignal*
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, wertete die Befunde als „Warnsignal“. Die Studie zeige, wie wichtig eine effektive Antidiskriminierungsarbeit in einer vielfältigen Gesellschaft sei. Lüders empfahl, Ämter und Behörden in ihrer Kompetenz im Umgang mit ethnischer Vielfalt weiter zu schulen und Diskriminierung beim Zugang zum und auf dem Arbeitsmarkt sowie im Bildungswesen konsequent zu bekämpfen. Maßnahmen zur Förderung der interkulturellen Öffnung sollten dabei sowohl gezielte Fortbildungsmaßnahmen der Beschäftigten, eine kulturell und sprachlich vielfältige Zusammensetzung des Personals als auch mehrsprachige Informationsangebote umfassen. Im Bereich Arbeitsmarkt könnte zudem die Einführung anonymisierter Bewerbungsverfahren Chancengleichheit zwischen den Bewerbergruppen herstellen. „Der Abbau von Diskriminierung ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft entscheidend“ sagte die SVR-Vorsitzende Prof. Dr. Christine Langenfeld. „Chancengleichheit ist die Voraussetzung dafür, sich zugehörig zu fühlen.“

Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion - Stand: 3. August 2012