Lösungen statt Katastrophen

Studie: Medienberichterstattung über Klimawandelforschung verhindert Verhaltensänderungen

Unser Planet erwärmt sich aufgrund menschlicher Aktivitäten immer weiter, und die verheerenden Folgen sind schon jetzt für alle Lebewesen, einschließlich der Menschen, spürbar und werden sich in Zukunft noch potenzieren. Inzwischen ist diese Information in allen Medien präsent und niemand kann sich ihr wirklich entziehen. Doch wie geben wissenschaftliche Fachzeitschriften und die allgemeinen Medien Forschungsergebnisse zum Klimawandel weiter? Und wie werden die Informationen aufgenommen? Warum wenden sich so viele inzwischen von den Nachrichten ab und wollen nichts mehr davon wissen?

In einer Studie, die in der Zeitschrift Global Environmental Change veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler:innen der University of Lausanne, die auf Geowissenschaften und Psychologie spezialisiert sind, diese Fragen untersucht. Etwa 50 000 wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Klimawandel wurden 2020 analysiert, um herauszufinden, was davon letztlich den Weg in die Mainstream-Medien fand. Das Ergebnis: die meisten der von den Medien ausgewählten Forschungsarbeiten bezogen sich auf ein naturwissenschaftliches Fachgebiet. Dabei lag der Fokus meistens auf groß angelegten Klimaprojektionen, die in der Zukunft auftreten werden, und auf ein enges Bedrohungs-Spektrum wie Eisbären, Dürre und schmelzende Gletscher. Wie die Studie zeigt, führt diese Art der Kommunikation aber nicht zu der gewünschten Verhaltensänderung. Der Grund: die aus der psychologischen Forschung bekannten Mechanismen, die bei den Leser:innen ein umweltfreundliches Verhalten hervorrufen könnten, werden nicht aktiviert. Im Gegenteil, die Art und Weise, wie die Medien bestimmte Elemente der Klimawandelforschung selektiv auswählen, könnte sogar nach hinten losgehen und dazu führen, dass der Klimawandel geleugnet wird und die Menschen vermeiden, sich damit zu beschäftigen.

Darstellung des Problems, aber auch der Lösungen

In der Studie wird die distanzierende Reaktion der Öffentlichkeit damit erklärt, dass der Ansatz zu globalisierend ist. Die Menschen, die mit diesen Fakten konfrontiert werden und sich nicht direkt davon betroffen fühlen, würden dazu neigen, sie eher nebensächlich und oberflächlich zu betrachten. Nur eine intensive und tiefe Betrachtung würde dazu führen, dass wir das, was wir wissen, auch in Handeln und Engagement umzuwandeln, erklärt Fabrizio Butera, Professor am Institut für Psychologie der UNIL und Mitautor der Studie. 

Große Bedrohungen können Angst auslösen. Fabrizio Butera erinnert uns jedoch daran, dass "die Forschung über menschliches Verhalten zeigt, dass Angst zu Verhaltensänderungen bei Einzelpersonen und Gruppen führen kann, aber nur, wenn das dargestellte Problem von Lösungen begleitet wird". Angesichts rein beschreibender Artikel, in denen nur ausgewählte Elemente des Klimawandels hervorgehoben werden, werde aber die Öffentlichkeit dazu neigen, das Problem zu ignorieren, nach weniger angstauslösenden Informationen zu suchen und sich mit Netzwerken zu umgeben, die eine heitere Realität darstellen.

Forschung, wissenschaftliche Fachzeitschriften und Medien

Und was könnte die Lösung sein, um die Gesellschaft zu mehr Engagemnet im Klimaschutz zu bewegen? Umwelt- und Klimathemen sollten mit mehr Bezug zum direkten Leben kommuniziert werden und es sollten auch mehr lösungsorientierte Informationen angeboten werden. So könne man zeigen, dass der Klimawandel direkte Auswirkungen auf unseren Lebensstil, unsere unmittelbare Umgebung oder unsere wirtschaftliche Situation hat, sagt Co-Autorin Marie-Elodie Perga.

Dieser Ansatz erfordere eine Verhaltensänderung bei Kommunikationsverantwortlichen in Forschungseinrichtungen, in Verlagen und in den Medien. Und die hinken offenbar leider hinterher, denn "zurzeit bevorzugen die renommiertesten wissenschaftlichen Publikationen Studien vom Ende des Jahrhunderts", erklärt Perga." Die Journalisten berichten dann sehr ausführlich über die Veröffentlichungen dieser Zeitschriften, die am besten bewertet sind." Eine gute Lösung habe beispielsweise Frankreich gefunden: dort hat eine Gruppe von Journalist:innen eine Charta ausgearbeitet, in der sie sich für eine Anpassung der Medienberichterstattung über diese Themen ausspricht und zu mehr Interdisziplinarität aufruft, so Marie-Elodie Perga. So könnten zum Beispiel Berichte über lokale Initiativen, die zusammen etwas bewirken, gut funktionieren, wenn sie in die Breite getragen würden.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung